Wer einen Altbau besitzt oder kaufen möchte, steht unweigerlich vor der Frage: Sanierung oder Neubau? Im Interview mit Pascal Locher, Architekt bei der CSL Partner Architekten AG, werden wir dieser Frage auf den Grund gehen und erfahren, wann sich ein Neubau lohnt und wann Sie eine Bestandesliegenschaft besser sanieren sollten.
Wichtige Kriterien sind das Ausnutzungspotenzial und der Zustand der Bestandesliegenschaft. In den meisten Gemeinden haben Baugebiete in den letzten Jahren eine Aufzonung erfahren. Grund dafür ist, dass im Rahmen des haushälterischen Umgangs mit dem verfügbaren Boden das Thema verdichtetes Bauen zunehmend wichtiger wird. In den meisten Fällen kann deshalb eine Mehrausnutzung gegenüber der aktuellen Liegenschaft erreicht werden. Zudem rentiert sich ein Neubau je nach Region bzw. dem Verkaufspreisniveau schon nach kurzer Gebäudelebensdauer.
Es kann auch sein, dass eine Bestandesliegenschaft bereits übernutzt ist und Sie mit einem Neubau weniger Ausnutzungsfläche realisieren können. In einem solchen Fall können Sie auf die Bestandesgarantie zurückgreifen, um die Mehrnutzung nicht zu verlieren. In diesem Fall kann sich trotz hoher Baukosten eine umfangreiche Gesamtrenovation lohnen.
Für den Entscheid Neubau oder Umbau ist aber der Zustand des Bestandes sehr relevant. Es gilt zu bedenken, dass in den letzten Jahren viele Gesetze und Normen verschärft wurden und deren Einhaltung im Umbau nur mit erheblichem Zusatzaufwand möglich wird (statische Verstärkungen, hochverdichtete Dämmungen etc.).
In vielen Fällen sind auch bestehende Raumstrukturen wie Raumgrössen, -höhen oder Durchgangsbreiten nicht mehr zeitgemäss und erfordern aufwendige bauliche Massnahmen. Trotzdem bleibt es am Ende immer noch ein Kompromiss zu den eigenen Wünschen und Vorstellungen. Damit entsteht in vielen Fällen ein schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Vorteile des Neubaus:
Vorteile des Umbaus:
Die Umsetzung der Baugesetze und das damit verbundene Einspracherisiko. Jede Gemeinde hat ein eigenes Baugesetz. Nach der geltenden Einsprachepraxis kann jede in der Gemeinde wohnhafte Person mit geringem Aufwand und ohne wichtige Gründe ein Bauprojekt erheblich verzögern.
Nachhaltiges Bauen interessiert auch die Privatkunden zunehmend. Wichtige Begriffe beim nachhaltigen Bauen sind beispielsweise Energieeffizienz oder nachhaltige, natürliche und recycelbare Materialien. Dabei spielt auch die Baubiologie eine immer wichtigere Rolle. Oft werden solche nachhaltigen Massnahmen jedoch aus Kostengründen dann doch nicht umgesetzt und die Bauherrschaft investiert dann das Geld lieber beispielsweise in eine teurere Küche.
Bei öffentlichen oder halbprivaten Bauherrschaften hat die Nachhaltigkeit einen sehr hohen Stellenwert und ist in den meisten Fällen Pflicht oder genau vorgegeben.
Da gibt es einige Dinge, wie Energieeffizienz, Baubiologie (z. B. Elektrosmog etc.), hochwertige und raffinierte Innenraumgestaltung und Materialisierung. Selbstverständlich kommt es auch auf das Objekt an: Bei einem Einfamilienhaus oder einer Villa sind andere Elemente wichtig als bei Wohnungen oder Objekten mit öffentlicher Nutzung.
Pascal Locher wir danken Ihnen herzlich für das spannende und informative Gespräch.
