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„Gewohnt” wird immer - aber wie?

Das Leben in der Stadt hat viele Vorteile. Wer will, kann anonym leben, hat am Wochenende viele Freizeitmöglichkeiten und kann unendlich viele Kontakte pflegen. Aber Letzteres ist aufgrund der Corona-Pandemie gerade nur eingeschränkt möglich und die Möglichkeiten sich persönlich zu treffen oder an Kulturveranstaltungen teilzunehmen ebenfalls. Auch das Arbeitsleben hat sich geändert und damit einhergehend die Bedürfnisse an die eigenen vier Wände. Ziehen jetzt alle auf´s Land? Menschenmengen können dort in jedem Fall besser umgangen werden, aber das Landleben dürfte trotzdem nicht für jeden das Richtige sein. Wie beeinflussen diese Überlegungen die Wohnungsnachfrage?

Veränderte Wohnbedürfnisse durch Corona

„Der Wohninvestmentmarkt wird gut durch die Krise kommen", betont Kai Wolfram, Managing Partner von Engel & Völkers Investment Consulting: “Durch Corona Maßnahmen waren im April und Mai die Transaktionszahlen bei Wohnimmobilien so niedrig wie schon lange nicht mehr.  Aber Mietstundungen sind kein großes Thema, die Preise sind stabil und die Nachfrage ist nach wie vor hoch.”


Wolfram ist sich sicher, dass sich durch Corona die Bedürfnisse oder Anforderungen der Mieter verändern. Die Lebensbereiche Arbeit, Freizeit und Schule überschneiden sich zunehmend und alles findet oft unter einem Dach statt. Für viele ist daher jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, die eigene Wohnsituation neu zu ordnen.


Einer Studie der Universität Konstanz zufolge wollen viele Menschen auch weiterhin zumindest an einigen Tagen von zu Hause arbeiten. Dies spiegelt sich in der Nachfrage wider und die Immobilienwirtschaft rechnet daher mit einem abnehmenden Bedarf an klassischen Büroflächen. 


Das Interesse an Wohnimmobilien mit mehr Zimmern und mehr Fläche dürfte also zunehmen. Denn wer häufiger im Home-Office arbeitet, wünscht sich ein zusätzliches Arbeitszimmer. In zentralen Lagen ist mehr Platz allerdings teuer. Immer mehr Käufer sind daher bereit, etwas weiter draußen zu wohnen – eine gute Verkehrsanbindung vorausgesetzt. Die längere Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto zum Büro nimmt man dann gerne in Kauf. 


Und auch die Ansprüche verändern sich: das eigene Zuhause als persönlicher Rückzugsort hat eine größere Bedeutung. Gerade dann, wenn das öffentliche Leben in einigen Bereichen Corona-bedingt noch eingeschränkt ist. Auch dies dürfte die Nachfrage nach größeren Wohnimmobilien mit Balkonen oder Gärten beflügeln. 

Interesse an Micro- und Student Living rückläufig

Auch im Bereich Micro- und Student Living hat hat sich einiges verändert. Das noch vor Kurzem stark nachgefragte Konzept kommt nach Ansicht von Kai Wolfram weniger gut durch die Pandemie. Studenten können sich die Appartements teilweise nicht mehr leisten, weil der Nebenjob weggebrochen ist. Und ob genügend ausländische Studenten ins Land kommen ist fraglich. Wenn Pendler nicht oder weniger pendeln, brauchen sie auch keine Mikroapartments mehr. 


„Klein” ist gerade nicht mehr gefragt: zu wenige Platz als Rückzugsort, wenn das soziale Leben sich vermehrt Zuhause abspielt und Verreisen schwierig ist. „Wir werden sehen, inwieweit unsere Erfahrungen jetzt Einfluss auf die zukünftige Entwicklung von Stadtquartieren haben. Sicher ist: Gewohnt wird immer. Offen bleibt nur die Frage: wie und wo und zu welchem Preis?”, erläutert Wolfram. (10.8.20)



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