„Die deutsche Hotelbranche ist hart von der Corona-Krise und dem im November in Kraft getretenen zweiten Lockdown getroffen“, fasst Andreas Ewald, Geschäftsführender Gesellschafter der Engel & Völkers Hotel Consulting GmbH, die aktuelle Situation zusammen. Seiner Meinung nach sehen Betreiber und Investoren Deutschland nichtsdestotrotz als ein Reiseland und einen stabilen Investmentstandort. „Das hilft der Branche gerade, die dennoch vor einem strukturellen Wandel steht“, so Ewald.
Engel & Völkers Hotel Consulting hat im aktuell erschienenen Sentiment Report 2020/21 detailliert die Stimmungslage auf dem deutschen Hotelmarkt untersucht. Datengrundlage bildet dabei eine anonyme Befragung, an der mehr als 250 Hotel-Experten wie Investoren, Projektentwickler, Hoteliers und Hotel-Betriebsgesellschaften im Oktober dieses Jahres teilgenommen haben.
Demzufolge steckt der gesamten Hotelbranche die Corona- Pandemie tief in den Knochen: Im ersten Halbjahr 2020 verringerte sich das Übernachtungsvolumen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutschlandweit um 47 Prozent. Strukturelle Langzeitfolgen sind jedoch noch nicht abzuschätzen.
„Fest steht, dass der Transaktionsmarkt in Quartal 2 und 3 fast zum Erliegen gekommen ist, denn seit dem ersten Lockdown wechselten Hotelimmobilien im Wert von lediglich etwas mehr als einer halben Milliarde Euro den Besitzer”, hebt Ewald hervor.
Dennoch erkennen Investoren im deutschen Hotelmarkt nach wie vor große Chancen. Knapp 70 Prozent sehen in ihm im europäischen Vergleich das attraktivste Risiko-Rendite-Profil. Im Vergleich zu 2019 erhöhten sich die Spitzenrenditen in den A bis C-Standorten um rund 50 Basispunkte.
Am stärksten hat in den zurückliegenden Monaten die Corona-Krise Stadthotels in Mitleidenschaft gezogen, während die Ferienhotellerie dank hoher Buchungszahlen gut durch den Sommer gekommen ist. Laut dem Sentiment Report erwartet die Mehrheit der Befragten, dass sich der Trend zu vermehrten touristischen Inlandsreisen fortsetzt. Damit wird sich die deutsche Ferienhotellerie zukünftig als Asset-Klasse für institutionelle Anleger etablieren.
Städte, die ihr Angebot vor allem auf Geschäftsreisende und Besucher von Messen und Kongressen ausgerichtet haben, wie zum Beispiel Frankfurt und Düsseldorf, werden als weniger robust erachtet. Betreiber und Investoren betrachten Hamburg und München als die widerstandsfähigsten Hotelmärkte, um die Corona-Krise zu überstehen. Denn beide Städte verfügen über ein attraktives Tourismus- und Freizeitangebot.
Den Kopf in den Sand stecken werden laut Aussage von Andreas Ewald die Marktteilnehmer nicht: „Sie erwarten, dass sich der deutsche Hotelmarkt im europäischen Vergleich am schnellsten erholt”. Gründe dafür sind unter anderem der hohe Anteil des Inlandstourismus, die Stabilität des Gesundheitssystems und das gute Krisenmanagement der Regierung. Vor diesem Hintergrund planen rund 90 Prozent der Hotelbetreiber, ihr Hotelportfolio auszubauen, insbesondere durch die Übernahme von Wettbewerbern.
Schnäppchenpreise für Hotels werden die Investoren trotz Corona derzeit nur selten vorfinden, auch wenn die Kaufpreiserwartung sinkt, bleibt sie aber auf einem weitestgehend stabilen Niveau. „In unserer Beratungspraxis beobachten wir aktuell jedoch oftmals auch eine große Differenz bei den Preisvorstellungen zwischen Verkäufer und Kaufinteressenten”, berichtet der Marktexperte abschließend.
Haben Sie Fragen zum Sentiment Report oder rund um das Thema Hotel? Gerne steht Ihnen das Team von Engel & Völkers Hotel Consulting zur Verfügung. (1.12.20)