"Die Lage auf dem Hamburger Wohnungsmarkt ist zunehmend angespannt. Die Nachfrage nimmt zu. Gleichzeitig ist der Wohnungsneubau aufgrund signifikant gestiegener Zinsen, hoher Baukosten sowie immer höherer energetischer Auflagen ins Stocken geraten bzw. auf ein Minimum heruntergefahren worden. Weiter verschärft wird die Lage durch die massive Reduzierung der staatlichen Förderungen. Die Folge ist: Wo angesichts des starken Zinsanstiegs und der deutlich schlechteren Finanzierungsbedingungen der Projektstart für Neubauten nicht unwiderruflich ansteht, verschieben manche Entwickler den Baubeginn auf unbestimmte Zeit und warten ab, wie sich der Markt entwickelt. Mehr noch: Das eine oder andere Projekt wird auch gestoppt. Und gleichzeitig steigen wegen der wachsenden Nachfrage und des knappen Angebots bei Wohnungen auch die Mietpreise.
Die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt spüren wir auch. Wir werden momentan überrannt von Mietanfragen, auch auf im Internet veröffentlichte Kaufimmobilien. Der Bedarf an Wohnraum im innerstädtischen Gebiet kann kaum gedeckt werden.
Das hat auch zur Folge, dass in diesen Zeiten steigender Mieten, stagnierender Kaufpreise sowie besserer Verhandlungsmöglichkeiten Kapitalanleger nun vermehrt zum Zuge kommen: Trotz der veränderten Zinssituation steigt das Interesse an Wohninvestments – auch im Hinblick auf die mögliche, degressive AfA von 6 %. Die besseren Renditeaussichten machen das Investment zunehmend interessant für Kapitalanleger.
Fest steht:
Die Problematik der sich weiter verschärfenden Wohnungsknappheit wird sich angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen und aufgrund der enorm langen planerischen Vorlaufzeiten von Neubauwohnprojekten auch in Zukunft nicht so schnell ändern. Und die Politik tut zu wenig, um der sich verschärfenden Wohnungsknappheit und drohenden Wohnungsnot auch in Hamburg anzunehmen. Deshalb ist die momentane Situation auf dem umkämpften Wohnungsmietmarkt erst der Anfang einer Entwicklung, die sich trotz möglicher in Zukunft geplanter Gegenmaßnahmen seitens der Politik leider weiter verschärfen wird. Das Problem wird uns deshalb noch eine ganze Weile als eines der wichtigen gesellschaftspolitischen Themen in Zukunft erhalten bleiben. Interessante Perspektiven für Entwickler und Investoren."
Erschienen in Welt/Welt am Sonntag 09./10.12.2023
@Dr. Gisela Schütte