Die Pandemie hinterlässt deutliche Spuren am Büroflächenmarkt in Hamburg: 2020 wurden weniger Mietverträge abgeschlossen, vor allem in der Größenklasse über 10.000 Quadratmeter. Lediglich 345.000 Quadratmeter sind im vergangenen Jahr laut Engel & Völkers Commercial Hamburg in der Hansestadt vermittelt worden. 2019 waren es noch 550.000 Quadratmeter – ein Rückgang um 37 Prozent.
Trotzdem sehen die Experten für Gewerbeimmobilien zuversichtlich aufs Jahr 2021 und rechnen mit wieder steigender Dynamik am Markt: einerseits, weil viele Unternehmen ihre Miet-Entscheidungen nur aufgeschoben haben und andererseits, weil neue Arbeitsweisen auch zu neuem Flächenbedarf führen werden.
Die Pandemie bringt Unsicherheit hervor, wirkt aber auch als Katalysator für neue Geschäftsmodelle und den Digitalisierungsprozess. „Aktuell etablieren Unternehmen dauerhafte Homeoffice-Regelungen und prüfen, in welchem Umfang Mitarbeitern im Homeoffice noch Büroarbeitsplätze zur Verfügung stehen sollen”, sagt Oliver Horstmann, Mitglied der Geschäftsleitung bei Engel & Völkers Commercial Hamburg.
Im Rahmen dessen werden Unternehmen Büroflächen ganz oder teilweise abgeben. Das wird zu mehr Untervermietungen führen. Diese hatten sich während des Jahres 2020 in Hamburg, gemessen am gesamten Büroflächenbestand, nur im Promillebereich bewegt.
In diesem Zusammenhang prüfen Arbeitgeber auch ihren Bedarf an flexiblen Arbeitsplätzen, etwa auf Coworking-Flächen. Obwohl das Geschäftsmodell Coworking derzeit unter den Abstandsregeln leidet, gehen Experten von einem zukünftig wachsenden Bedarf an flexiblen Arbeitsplätzen und einer Erholung dieser Branche aus.
Erholung auf dem in Hamburg seit Jahren engen Büroflächenmarkt bedeutet das allerdings nicht. „Auf der Angebotsseite ist eine leichte Entspannung zu beobachten, da der Leerstand von 2,9 Prozent auf 3,5 Prozent zumindest leicht zugenommen hat. Insgesamt bleibt aber das Angebot an attraktiven Flächen in den gefragten Lagen weiter knapp“, hebt Horstmann hervor.
Insbesondere in den Top-Bürolagen der Innenstadt und der HafenCity wird die durchschnittliche Leerstandsquote der Hansestadt weiterhin unterlaufen. Unternehmen, die ein Büro anmieten wollen, müssen sich im Allgemeinen nach wie vor frühzeitig, zwei Jahre im Voraus, auf die Suche nach geeigneten Büroflächen begeben.
Immerhin: Das Baugeschehen nahm zuletzt zu. So wurden im Jahr 2020 rund 160.000 Quadratmeter Bürofläche in der Hansestadt fertiggestellt. Im Jahr 2021 werden es voraussichtlich 170.000 Quadratmeter sein. Beide Ergebnisse liegen über dem Fünf-Jahres-Durchschnitt. Jedoch sind für das Jahr 2021 bereits mehr als 70 Prozent der neu entstehenden Bürofläche vorvermietet. Daran wird ebenfalls das Gefälle zwischen hoher Büroflächennachfrage und begrenztem Angebot deutlich.
Engel & Völkers Commercial erwartet, dass Anmietungsentscheidungen, die im Jahr 2020 aufgeschoben wurden, im Jahr 2021 gefällt und somit zum Flächenumsatz beitragen werden. Freiwerdende Flächen vergrößern das bisherige Nadelöhr auf der Angebotsseite, was sich ebenfalls positiv auf das Vermietungsgeschehen auswirken dürfte.
Dementsprechend ist abzusehen, dass sich der Markt für Büroflächen im Laufe des Jahres 2021 normalisieren und an Dynamik gewinnen wird. Insgesamt geht Engel & Völkers Commercial verhalten optimistisch von einem Büroflächenumsatz in Hamburg zwischen 380.000 und 420.000 Quadratmeter im Jahr 2021 aus. (3.2.21)
Alle Zahlen, Daten und Fakten finden Sie im aktuellen Marktreport 2021 – Hamburg Büroflächen.