In den vergangenen Jahren haben sich die Immobilienpreise und auch die Mieterträge von Wohn- und Geschäftshäusern bei uns in Hannover, wie auf dem gesamten deutschen Markt, durchweg positiv entwickelt. Die gesamte Branche beschäftigt jetzt die Frage, ob die Corona-Krise eine Trendwende auf dem Markt für Anlageimmobilien bedeutet.
Die erste Reaktion: „Schockstarre“
Verständlicherweise verunsicherte die Corona-Krise zu Beginn alle Marktteilnehmern. Investoren sahen sich veranlasst kurzfristig Liquidität zu halten, Entscheidungen zu verschieben oder Transaktionen abzusagen. Der hannoversche Markt für Wohn- und Geschäftshäuser fiel in erster Reaktion in eine Art „Schockstarre“. Mittlerweile scheint sich die Lage wieder zu entspannen. Anleger erkennen, Wohnimmobilien sind auch in Krisenzeiten eine sichere Investition.
Der aktuelle Stand: Wohnimmobilien weniger stark betroffen
Ein Blick auf die Berichterstattung in der Immobilienbranche zeigt eine Verlagerung des Fokus. Schlagwörter wie Mietendeckel, Mietenspiegel oder Luxussanierung, welche die Immobilienpresse in den letzten Monaten beherrschten, sind nahezu gänzlich aus der Medienlandschaft verschwunden. Stattdessen wird vermehrt über die Auswirkungen der Corona-Krise auf Gewerbeflächen, insbesondere auf die Einzelhandelsflächen berichtet. Im Vergleich zu den Flächen im Nonfood-Einzelhandel, die von der Krise und den Schutzmaßnahmen der Bundesregierung stärker betroffen sind, ist die Wohnwirtschaft zunächst weniger beeinträchtigt. Miet- und Pachtverhältnisse sind hier bisher von Änderungen und Ergänzungen der Gesetze größtenteils nicht betroffen. Wohnraummieten bleiben weiterhin vertragsgemäß fällig. Lediglich Kündigungen aufgrund von Säumigkeit in direktem Zusammenhang mit wirtschaftlichen Schäden durch die Corona-Krise dürfen bis zum 30.06. nicht ausgesprochen werden.
Einige gewerbliche Vermieter reagieren bereits ihrerseits auf die Krise und verzichten auf weitere Mietsteigerungen. Generell scheint das Potenzial für Mietsteigerungen, zumindest für die unmittelbare Zukunft, zu sinken. Entsprechend ist mit einer Stabilisierung der Mietpreise und mit einem leichten Rückgang der Spitzenmieten zu rechnen.
Langfristige Auswirkungen: Banken geraten unter Druck – solvente Käufer sind gefragt
Sichere Prognosen von Auswirkungen der Corona-Krise sind aus unserer Sicht zurzeit nicht möglich. Wir erkennen allerdings eine Entwicklung auf dem Kreditmarkt, die auch Auswirkungen auf die Finanzierung von Anlageimmobilien haben kann. Grundsätzlich ermöglicht der niedrige Leitzins weiterhin eine wirtschaftliche Immobilienfinanzierung. Indes zeichnete sich bereits vor der Krise bei den Banken eine restriktivere Handhabe der Kreditvergabe ab. Dieser Trend scheint sich jetzt durch potenzielle Mietausfälle und ein damit steigendes Finanzierungsrisiko zu verstärken. Zusätzlich geraten Banken durch das jüngste Urteil des europäischen Gerichtshofes bezüglich der privaten Kreditverträge unter Druck. Eine Vielzahl von Kreditnehmern können hiernach bestehende Kredite kündigen und neue Verträge zu günstigeren Konditionen abschließen. Auf dieser Basis erwarten wir einen steigenden Eigenkapitalanteil bei Immobilieninvestments. Für Transaktionen werden daher fremdkapitalunabhängige Investoren wesentlich interessanter. Engel & Völkers kann Verkäufern mit seinem großen Portfolio an finanziell unabhängigen Geschäftspartnern in diesem Punkt einen entscheidenden Vorteil bieten.
„Unterm Strich …“
Bei Immobilien zeigen sich Auswirkungen einer Krise, die zu anhaltenden Marktveränderungen führen, in der Regel zeitverzögert zu anderen Kapitalanlagen. Eigentümer können sich durch den zeitlichen Vorteil genauer informieren und überlegter handeln. Die Unsicherheit auf den Aktienmärkten macht Kapitalverlagerungen aus dem Immobilienmarkt vorerst unwahrscheinlich. Wir sind überzeugt: Mehrfamilienhäuser haben sich in vergangenen Krisen behauptet und werden sich auch jetzt einmal mehr als solides Investment beweisen.
Johannes Nickisch (Wohn- und Geschäftshäuser)