Die Büroflächenvermietung in Hannover blickt auf spannende Wochen und Monate zurück. Erwartungsgemäß brach die Nachfrage Ende des ersten Quartals kurzzeitig ein. Im weiteren Verlauf des ersten Halbjahres hat sich der Markt jedoch schnell normalisiert. So konnte zur Jahreshälfte ein überaus solider Büroflächenumsatz von nahezu 100.000 Quadratmetern erreicht werden.
Zur Jahresmitte 2020 betrug die Spitzenmiete in der City 17 Euro pro Quadratmeter und an den Ausfallstraßen 15,30 Euro pro Quadratmeter. Diese Werte liegen niedriger als zum Jahresende 2019, aber dennoch auf hohem Niveau. Inwiefern als Ursachen die konjunkturelle Entwicklung, die Auswirkungen der Corona-Pandemie oder die gegenüber 2019 um 0,4 Prozentpunkte gestiegene Leerstandsquote anzunehmen sind, kann erst in den kommenden Monaten besser differenziert werden.
2019 war ein Rekordjahr
Mit einem Flächenumsatz von knapp 200.000 Quadratmetern wurde im Jahr 2019 ein neues Rekordergebnis erzielt. Ebenso übertraf das Investmentvolumen mit rund 501 Millionen Euro erneut die Vorjahresergebnisse.
Die Spitzenmiete erreichte durch Anmietungen in Top-Neubauobjekten mit 18 Euro pro Quadratmeter ebenfalls einen Höchstwert. Dennoch war auch eine zunehmende Abkühlung auf dem Büromarkt festzustellen. Etwa fielen die Mietsteigerungen in Bestandsobjekten im Jahr 2019, wie auch im Lauf der vergangenen Jahre, zunehmend geringer aus. Dies betrifft insbesondere Büroflächen in der Innenstadt.
Großabschlüsse in Stadtrandlagen
Der größte Abschluss, der im Jahr 2019 und im ersten Halbjahr 2020 nicht auf Eigennutzer entfiel, war die Anmietung von rund 18.000 Quadratmetern Bürofläche durch das Maschinenbauunternehmen KraussMaffei Extrusion in Laatzen. Mit der Belegung von rund 14.500 Quadratmetern durch den Automobilzulieferer Faurecia in Garbsen gab es eine Anmietung in einer Randlage, die ansonsten für den hannoverschen Büromarkt nur eine untergeordnete Bedeutung hat.
Der Energieversorger Enercity und die Ärztekammer Niedersachsen errichten als Eigennutzer Büroneubauten im Stadtgebiet. Mit der Universität Hannover, der Stadt und dem Land zeigte sich die öffentliche Hand wie gewohnt sehr aktiv am Büromarkt. Die Region Hannover etwa mietete rund 7.000 Quadratmeter Bürofläche in Hannover Nord an.
Neubauaktivität bleibt hoch
Büroflächen in der City werden weiterhin über alle Branchen hinweg nachgefragt, weshalb auf diese Lage rund 22 Prozent des Flächenumsatzes zwischen Anfang 2019 und Mitte 2020 entfallen. Dabei unterscheidet sich das Mietniveau zwischen Stadt- und Randlagen in Hannover nur geringfügig. Die Untergrenze der Mietpreisspanne variiert in der Mehrzahl der Lagen zwischen 7 und 8 Euro pro Quadratmeter. Jedoch müssen Unternehmen wegen des geringen Leerstands in der Innenstadt teilweise auf Stadtrandlagen ausweichen.
Im Zuge dessen hat etwa Hannovers Süden mit dem Messegelände und Laatzen weiter an Attraktivität gewonnen. Unter anderem wird dort vom Immobilienunternehmen Realique der Bürokomplex K28 in unmittelbarer Nachbarschaft zum Messegelände entwickelt. Das Gebäude wird über eine Fläche von 12.000 Quadratmeter verfügen.
Insgesamt weist die Landeshauptstadt ein reges Baugeschehen auf. Zwischen den Jahren 2014 bis 2019 sind rund 250.000 Quadratmeter Bürofläche neu gebaut und weitere 130.000 Quadratmeter saniert worden. Bis zum Jahr 2021 ist mit der Fertigstellung von weiteren rund 100.000 Quadratmeter Bürofläche zu rechnen.
Positives Ergebnis für das Gesamtjahr 2020 möglich
Da der Büromarkt zeitverzögert auf die konjunkturelle Entwicklung reagiert, bleiben die Auswirkungen der Corona-Pandemie abzuwarten. Weitere Mietsteigerungen scheinen jedoch vorerst unwahrscheinlich. Der Mietzins wird sich voraussichtlich vorerst auf dem zur Jahresmitte erreichten Niveau stabilisieren.
Neben einer konjunkturellen Abschwächung könnte die vermehrte Nutzung des Homeoffice den Büroflächenbedarf in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 senken. Weitere Möglichkeiten für Unternehmen zum Umgang mit einem veränderten Büroflächenbedarf sind Konzepte wie das Flexible Arbeiten oder die Untervermietung von Büroflächen.
Da in den nächsten Jahren aber weiterhin von steigenden Bürobeschäftigtenzahlen in Hannover auszugehen ist, dürften die genannten Maßnahmen nur kurzfristig dämpfende Effekte auf das Bürovermietungs- beziehungsweise Projektentwicklungsvolumen haben. Die von Mietern, Vermietern und der Regierung eingeleiteten Maßnahmen sorgen für Stabilität und lassen vorsichtig optimistisch in die Zukunft blicken. Deshalb, und angesichts des soliden Jahresauftakts, hält Engel & Völkers Commercial einen Flächenumsatz zwischen 160.000 und 190.000 Quadratmetern im Gesamtjahr 2020 für möglich.
Weitere Informationen finden Sie in unserem Büro-Marktreport für Hannover.