Der Hotelmarkt erholt sich, die Betreiber blicken wieder positiv in die Zukunft. Das ist die zentrale Botschaft, die vom International Hospitality Investment Forum (IHIF) ausging. Das IHIF fand Anfang Mai in Berlin mit rund 2.300 Branchenvertretern und 500 Investoren statt. Engel & Völkers Hotel Consulting (EVHC) war mit zwei prominent besetzten Panels und als Aussteller vertreten.
Nachdem die Coronapandemie zwei Jahre lang dafür gesorgt hatte, dass sich Anleger im Hotelsektor abwartend verhielten, ist auch das Interesse internationaler Investoren an dem als Safe Haven betrachteten deutschen Hotelmarkt zurückgekehrt. Das Vertrauen in das Hotelsegment entsteht vor allem durch die große Resilienz der Ferienhotellerie während der Pandemie und den wachsenden Nachholbedarf nach Urlaubsreisen, persönlichen Geschäftsmeetings und Konferenzen. „Dadurch sind der Tourismus und die Hotellerie inzwischen wieder erstarkt”, sagt EVHC-Geschäftsführer Andreas Ewald.
Die Stadthotellerie bewege sich zwar noch immer unterhalb des Vor-Pandemie-Niveaus. Und auch ausländische Gäste, vor allem aus den USA, besuchten Europa noch nicht wieder in der alten Stärke. Insgesamt zeigten die touristischen Segmente aber deutlich steigende Gästezahlen, so der Experte für Hotel-Investments.
Neue Trends im Tourismus waren beim IHIF auch zu erkennen. „Die Trennung zwischen Business- und Freizeitreisen verschwimmt”, erklärt Patricia Reichelt, Head Corporate Development bei EVHC. Früher reisten die Geschäftsleute am Donnerstag ab und am Freitag kamen die privaten Urlauber ins Hotel. Heute reisen viele Gäste, deren Arbeitgeber mobiles Arbeiten ermöglicht, bereits Donnerstag an oder sie bleiben länger. „Das verändert auch die Anforderungen an Hotels”, so Reichelt. „Sie brauchen mehr Arbeitszonen in den Zimmern wie auch in öffentlichen Bereichen.”
Durch die steigenden Energiekosten und den durch die Pandemie verschärften Arbeitskräftemangel sehen sich Hotelbetreiber allerdings mit Herausforderungen konfrontiert. Als mögliche Lösung setzt die Branche auf Angebote wie eigene Wohnungen für Mitarbeitende und mehr Nachhaltigkeit. Umwelt- und Sozialbewusstsein spielt nicht nur für Reisende eine immer größer werdende Rolle. Vermehrt legen auch Angestellte und Bewerber Wert darauf, dass Arbeitgeber die sogenannten ESG-Faktoren berücksichtigen (Environment, Social, Governance).
Wenn auch das Transaktionsgeschehen momentan noch nicht wieder das Niveau der Vor-Coronazeit erreicht hat, stehen Hotels, die ihrer ökologischen Verantwortung gerecht werden, bei Investoren hoch im Kurs. Außerdem nehmen Anleger Serviced Apartments (möblierte Wohnungen mit buchbaren Hoteldienstleistungen) und das Segment „Senior Living” in den Fokus. Dabei liegt das Augenmerk weniger auf einem Investment in klassische Seniorenwohnungen als auf der Entwicklung von Residenzen, ausgerichtet auf die Bedürfnisse von Pensionären und kombiniert mit den Vorzügen eines Hotels.
„Insgesamt kann gesagt werden, dass sich die gesamte Produktpalette im Hotel-Investment sehr stark ausdifferenziert”, erläutert Andreas Ewald. „Das bietet Anlegern entsprechend die Möglichkeiten in derzeit noch Nischenmärkte einzutreten und damit auf interessante Renditen zu setzen.” (11.5.22)