Unmittelbar nach dem Eintritt der Krise bis Ende April beruhigte sich das Marktgeschehen auf dem hannoverschem, genauso wie auf dem gesamtdeutschen Investmentmarkt. Investoren sahen sich mit einer ungewissen Situation konfrontiert und entschieden sich zunächst Liquidität zu halten. Seit Mitte April entspannt sich die Marktsituation und Investoren zeigen nach wie vor großes Interesse an Hannover. Investment-Experte Christian Palis zum Status Quo für Kapitalanalagen in den hannoverschen Immobilienmarkt:
Um die Auswirkungen der Corona-Krise bis dato und den aktuellen Status auf dem Investmentmarkt abzubilden, gilt es bei der Betrachtung zwischen den Asset-(Anlage)Klassen zu unterscheiden:
Wohnimmobilien und insbesondere Mehrfamilienhäuser erweisen sich als krisensichere Anlage und bleiben bisher in weiten Teilen preislich stabil. Eine nachlassende Wohnungsnachfrage und entsprechende Folgen für den Wohnungsmarkt würden lediglich bei einem rapiden Stellenabbau in der Region entstehen.
Bei Büroobjekten gerieten die Kaufpreise vor der Corona-Krise durch einen starken Nachfrageüberhang von großen institutionellen Investoren unter Druck. Die Leerstandsquote ist auf einem historischen Tief von 2 bis 3 %. Aufgrund von Corona wird der Büroflächenvermietungsumsatz sicher unter dem langjährigen Mittel liegen und Untermietflächen werden zunehmen. Inwieweit sich Homeoffice auf die Büronachfrage langfristig auswirkt, bleibt abzuwarten. Selbst wenn die Leerstandsquote wie vor ca. zehn Jahren auf 5% steigt, bleiben die Marktkräfte in unserer Region im Gleichgewicht.
Hotelimmobilien sind schwerer von den Einschränkungen betroffen. Während wir bei den Business Hotels mit dem Wiedererstarken der Wirtschaft mit einer Entspannung rechnen, bleibt die Lage bei den Touristik-Immobilien schwierig. Diesbezüglich wird erst der weitere Verlauf der Krise und auch die Entwicklung des Tourismusgeschäfts in der Folgezeit das gesamte Ausmaß der finanziellen Einbußen zeigen.
Bei den Handelsimmobilien zeigen sich zwei Trends. Die Nahversorgung im Lebensmittelbereich profitierte zunächst von der Krise. Die um sich greifende Vorratshaltung führte in gewissen Produktsegmenten zu rekordverdächtigen Umsatzspitzen. Die Nachfrage scheint sich mittlerweile zu normalisieren und wir gehen daher von keinem nachhaltigen Effekt auf die Immobilienmarktpreise aus. Im Nonfood-Bereich bleibt die wirtschaftliche Lage schwierig. Bereits vorbelastet durch die Konkurrenz zum Online-Handel, trafen die Schutzmaßnahmen die Händler hier am härtesten. Auch nach der Lockerung ist ein „normaler“ Geschäftsbetrieb bislang noch nicht möglich und viele Marktteilnehmer nehmen aus diesem Grund eine abwartende Haltung ein.
Bezüglich der Auswirkungen auf Logistikimmobilien gilt es genauer zu differenzieren. Während die Krise den Aufschwung der City-Logistik, vor allem durch den wachsenden Online-Handel, verstärkt hat - geraten die Preise für Immobilien, die für den Warenverkehr von Produktionsgütern ausgelegt sind, unter Druck. Wie bereits vor der Krise rechnen wir mit abflauenden Renditen für große Logistikobjekte.
Der Investmentmarkt in Hannover zeigt sich zusammengefasst sehr robust gegenüber der Krise. Es kommt dem heimischen Markt zu Gute, dass kaum spekulative Objekte gebaut werden. Die bedarfsgesteuerten Baumaßnahmen wirken Leerständen und drohendem Preisverfall in allen Assetklassen entgegen. Auch der Anteil an Coworking Spaces, die momentan durch eine hohe Fluktuation besonders risikobehaftet sind, ist gemessen an Hannovers gesamten Büroflächenbestand gering. Generell bleibt der Anlagedruck großer Kapitalsammelstellen, wie Immobilienfonds, weiterhin aufgrund fehlender Alternativen sehr hoch und sichert den Kapitalzufluss in unseren Markt. Immobilien in Hannover sind auch in Krisenzeiten eine sichere und lukrative Kapitalanlage.