Die Lage auf dem deutschen Immobilienmarkt stellt sich für Dirk Beller, Head of Commercial DACH & Dänemark bei Engel & Völkers Commercial, äußerst heterogen dar. Seinen Ausführungen zufolge zeigt der Blick auf die Umsatzzahlen des Unternehmens, dass Logistikimmobilien und Wohninvestments zweifelsohne Krisengewinner der Corona-Pandemie sind.
Seine Beobachtungen decken sich auch mit den aktuellen Ergebnissen des Frühjahrsgutachtens 2021 vom Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA). Demzufolge sind der Non-Food-Handel und die Hotels die Verlierer, während der Büromarkt sich verändern, aber nicht überflüssig werde.
Der Anstieg der Neuvertragsmieten für Bestandswohnungen in Deutschland hat sich auch im vergangenen Jahr weiter fortgesetzt. „Ein stärkeres Abflachen der Kurve oder gar eine Trendumkehr lässt sich nicht erkennen”, berichtet Beller. Die Durchschnittsmiete im Bestand ist im vierten Quartal auf insgesamt 7,57 Euro pro Quadratmeter (3,3 %) gestiegen.
Ein weiterer Trend ist für Investoren und Eigentümer von Mehrfamilienhäusern bei Ihrer Investitionsentscheidung wichtig: Bei den Wohnimmobilien setzten sich bestehende Trends fort. Gerade junge Menschen zögen weiterhin in die Städte, so dass das Leerstandsrisiko bei Vermietungen nicht groß ist.
Aktuell liegt der Courtage-Umsatz für wohnwirtschaftliche Anlageimmobilien um rund 50 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. „Der Großteil der wohnwirtschaftlichen Anlageimmobilien zeigte sich unbeeindruckt von den gesamtwirtschaftlichen Einschnitten und verzeichnet weitere Wertsteigerungen”, ergänzt der Marktexperte. Damit erweist sich das Investment in Mehrfamilienhäuser beziehungsweise Wohn- und Geschäftshäuser als krisenfest und bleibt ein sicherer Hafen.
„Als erfolgreiches Beratungs- und Vermittlungsunternehmen für Gewerbeimmobilien mit knapp 70 Standorten allein in Deutschland, behalten wir natürlich auch die anderen Assetklassen fokussiert im Blick”, betont Beller. Weniger Sorge bereitet ihm derzeit der nach wie vor robuste Büromarkt. Aktuelle Studien zeigen, dass viele Mitarbeiter aus dem Homeoffice wieder zurück ins Büro wollen, da zahlreiche Prozesse nur im Team und an einem gemeinsamen Ort zufriedenstellend durchgeführt werden können. „Und gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wird es wichtig sein, den Beschäftigten einen attraktiven Büroarbeitsplatz anzubieten”, so der Marktexperte.
Schwierig ist und bleibt die Lage bei den Handelsimmobilien. Abgesehen vom Einzelhandel des täglichen Bedarfs leiden die anderen stationären Händler unter erheblichen Umsatzeinbußen, während Corona den Onlinehandel und die dahinterliegende Logistik zusätzlich befeuert hat. „Die Städte werden sich nun rasanter verändern, als viele das vor zwei Jahren für möglich gehalten hätten”, resümiert Beller.
Der Einzelhandel und auch die wirtschaftlich schwer angeschlagene Hotellerie und Gastronomie müssen sich mittelfristig mit den Corona-Folgen auseinandersetzen und weiterhin mit Test- und Hygienekonzepten die Lage meistern. Positiv ist die Impfquote zu sehen, die von Tag zu Tag besser wird. Das hilft dem Handel, der Gastronomie sowie Hotellerie sicherlich wieder schnell, was uns sehr freut.
Lesen Sie hier das vollständige ZIA-Frühjahrsgutachten 2021 oder werfen Sie einen Blick in die Zusammenfassung. (6.5.21)