Am 31.08.2020 trafen sich rund 70 Teilnehmer online zum zweiten Gewerbeimmobilien-Forum Niedersachsen. Neben den Auswirkungen der Corona-Krise auf den regionalen Immobilienmarkt standen diesmal Industrie- und Logistikimmobilien im Fokus.
Der Geschäftsführer von Engel & Völkers Commercial Hannover, Holger Giesemann, eröffnete als Premium-Partner die Veranstaltung mit einem Überblick zum Status quo auf dem regionalen Immobilienmarkt und differenzierte dann bei den Auswirkungen des Lockdowns nach den verschiedenen Assetklassen. Während einige Marktsegmente wie Hotelimmobilien, Einzelhandels- und Gastronomieflächen bereits kurzfristig wirtschaftlich stark betroffen gewesen seien, zeichneten sich für Wohn- und Geschäftshäuser sowie Büroflächen nach einer kurzen Zurückhaltungsphase bis dato keine gravierenden Einbrüche ab. Bei Industrie und Logistikflächen blieben die großen regionalen Projekte weiterhin bestehen. Die Flächennachfrage sei im Allgemeinen ungebrochen und durch die Verlagerung auf den Online-Handel im Bereich der City-Logistik noch gestiegen. Dennoch seien die einzelnen Wirtschaftsbereiche miteinander verzahnt und die langfristigen Konsequenzen blieben daher abzuwarten.
Matthias Böhle, Geschäftsführer der HRG – Hannover Region Grundstücksgesellschaft, schloss sich als erster Referent den Ausführungen von Holger Giesemann an. Die HRG entwickelt seit 1993 Wohnraum- und Gewerbeprojekte in der Region Hannover. Einige Projekte der HRG mussten nach Absagen der bisherigen Interessenten erneut in die Vermarktung gehen, die Nachfrage insgesamt sei aber bislang ungebrochen. Die Gewerbeflächenentwicklung in der Region verzögere sich lediglich leicht durch die Krise, so Böhle.
Als zweiter Referent berichtete Stefan Schröder (Geschäftsführender Gesellschafter von LNC LosisticNetwork Consultants GmbH) zur aktuellen wirtschaftlichen Lage in der niedersächsischen Logistikwirtschaft. Er stellte gleich zu Beginn klar, dass die Logistik ein weit umfassendes Geschäftsfeld sei und daher auch die Auswirkungen des Lockdowns sehr heterogen wären. Für einen groben Überblick verwies er auf eine Veröffentlichung der Plattform Statista (Erhebung von SCI Verkehr GMBH), nach welcher die Logistik-Branche Umsatzeinbußen von 41% verzeichnete. Tendenziell hätten kleinere Unternehmer stärker unter den Auswirkungen zu leiden, während große Logistikdienstleister weiterhin Zuwächse registrieren könnten. Laut Schröder läge der Fokus bei der Krisenbewältigung der Logistikbranche zum einen auf der Kapazitätssicherung, hier vor allem wegen der zu geringen Auslastung von Transportträgern und durch Rückstau entstehenden Engpässen bei Lagerflächen – zum anderen bei der Kompetenzsicherung, im Sinne des Erhalts von Arbeitsplätzen. Bei letzterem Problem erweise sich die Kurzarbeit als wichtig und hilfreich für eine Stabilisierung.
Uwe Garbe, Geschäftsführer des Gesamtverbandes Verkehrsgewerbe Niedersachsen e.V., betonte die Wertschätzung, welche die Logistikbranche als Schlüssel für die Versorgungssicherheit seit Beginn der Krise erfahren habe. Operative Man-Power sei unabdingbar im Gütertransport. Homeoffice ist daher für die vielen Arbeitnehmer hier nicht umsetzbar.
Im Lebensmittelbereich, aber auch in der Baubranche gäbe es nach wie vor hohe Transportvolumina. Umsatzeinbrüche erlebe die Logistik durch Auftragsrückgänge im Automotive-Bereich sowie im verarbeitenden Gewerbe. Bedingt durch die Transportzeit, zeigten sich die Rückgänge in der Seefracht erst verzögert. Als Beispiel für die aktuellen Einbußen nannte Garbe den Hamburger Hafen, dessen umgeschlagene Fracht etwa um 12% zurückging. Die Krise verschärfe zudem den Rückgang der Luftfrachttransporte, berichtet Garbe. Durch den Ausfall der Kapazitäten in Verbindung mit dem Passagierverkehr seien Vollcharter notwendig geworden, die zusätzlich für einen Anstieg der Frachtpreise gesorgt hätten.
Für Philipp Feige, (Vice President/Market Officer Germany) von Prologis Inc., steht fest: Die Assetklasse Logistik profitiert von der Corona-Pandemie! Prologis ist der weltweit führende Eigentümer, Betreiber und Entwickler von Logistikimmobilien und unterhält in der Region Hannover ca. 130.000 m² Gewerbefläche. Die Liegenschaften von Prologis seien nahezu unbeeindruckt von der Corona-Situation, konstatierte Feige. Auch für die Zukunft sieht er eine positive Entwicklung. Der Run auf die Logistikimmobilien verstärke sich. Der Bedarf an Lagerbeständen, vor allem in unmittelbarer Nähe zu Konsumenten, steige weiter an.
Die Veranstaltung endete mit einer offenen Diskussion zu den Beiträgen der Referenten. Das nächste Gewerbeimmobilien-Forum mit dem Fokus auf Büroflächen findet bereits am 14.09.2020 statt. Die kostenfreie Anmeldung und weitere Informationen zum kommenden Forum finden Sie unter https://www.gifnds.de/veranstaltungen/forum-am-14-09-2020/ .