Willkommen im Jahr 2012!

Die EZB will am 21. Juli die Leitzinsen erhöhen – erstmals seit 11 Jahren und um zunächst 0,5 Prozentpunkte. Bei anhaltend hoher Inflation wird der nächste Sprung für September erwartet. Wir werden bei uns wohl nicht die gleiche Zins-Entwicklung wie in den USA sehen, aber die Nullzinspolitik gehört erstmal der Vergangenheit an.

Willkommen im Jahr 2012! Das Leihen von Geld kostet wieder Geld – so viel wie zuletzt vor etwa 10 Jahren. Und ja, auch vor 10 Jahren wurden Immobilien gehandelt, nur eben zu anderen Faktoren. Und auch schon im Jahr 2012 warnte die Bundesbank vor einer möglichen Preisblase am Immobilienmarkt, nachdem von 2010 bis 2012 in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart die durchschnittlichen Preise für Wohnraum um gut 20 Prozent gestiegen sind. In München wurde damals ein durchschnittlicher Kaufpreis in Höhe von knapp 4.500 Euro pro Quadratmeter verlangt. Aktuell liegt er bei um die 10.000 Euro.

Doch anders als vor 10 Jahren steht die Immobilienwirtschaft heute vor zusätzlichen, fundamentaleren Herausforderungen: ESG, rasant steigende Baukosten, politische Regulierungen, gestrichene Förderungen – die Liste ist lang. Der kapitalgetriebene Boom ist erst einmal vorbei. Mit anderen Worten: 20-fach für Wohnen an einem D-Standort? Das gibt es nicht mehr!

Bleibt zu hoffen, dass die notwendigen Anpassungen an die neuen Realitäten die Branche nicht über Monate lähmt. Schon jetzt liegen Neubauprojekte auf Eis. Die Geschäftserwartungen im Bauhauptgewerbe waren laut Münchner Ifo-Institut im April so schlecht wie noch nie. 400.000 Neubauwohnungen werden in diesem Jahr nicht realisiert, wenn alles gut läuft, vielleicht die Hälfte.

Die Nachfrage ist da – bleibt die Frage, wer sich Eigentum noch leisten kann. Projekte müssen jetzt besser und spitzer durchkalkuliert werden, Professionalität zahlt sich wieder aus. Und das ist gut so. Etwas weniger Partystimmung geht auch.