Rotklinker
Rote Fassaden sind charakteristisch für die Architektur Norddeutschlands. Kein anderer Baustoff ist hier so weit verbreitet und so geschichtsträchtig wie rot gebrannte Ziegelsteine. Sie sind der älteste künstlich hergestellte Baustoff der Menschheit und kamen im Mittelalter über italienische Mönche, welche das Geheimnis der Ziegelproduktion mitbrachten, nach Deutschland. Somit war die Knappheit an Natursteinen und das Brandrisiko von Holzbauwerken gelöst.
Ob am Chilehaus in Hamburg, in der Speicherstadt oder auch am Holstentor in Lübeck – in ganz Norddeutschland kann man Ziegelbauten, teilweise mit aufwändigem Ziermauerwerk, bewundern. Besonders die Hanse zeigte mit hochwertigem Mauerwerk ihre Macht und ihren Reichtum. Doch was genau ist an diesen Bauwerken eigentlich so besonders?
Die Grundzutat für Backsteine ist Ton, welcher mit Wasser und je nach Endprodukt weiteren Zusätzen vermengt wird. Dann wird er in die richtige Form gebracht und schlussendlich gebrannt. Hierbei bestimmt die Temperatur über den Härtegrad des Endergebnisses. Klinker sind bei Temperaturen ab ca. 1.200°C besonders heiß gebrannt, wobei die oberflächliche Porung schmilzt. Dieser Vorgang nennt sich „Versintern“. Sie sind daher kaum aufnahmefähig für Wasser und besonders widerstandsfähig. Selbst die raue Seeluft kann ihnen nichts anhaben. Daher wird häufig zweischalig gebaut, mit Tonziegeln als tragende Wand und Klinker als robuste Außenfassade. Auch über die Optik der Steine entscheidet die Temperatur: Je heißer gebrannt desto bläulicher das Endprodukt. Ziegel sind sehr beständig und pflegeleicht und daher sehr beliebt, sowohl für repräsentative Bauwerke als auch für Einfamilienhäuser.
Besonders in Hamburg verschwindet das rote Mauerwerk im Zuge von Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten immer häufiger hinter Fassadendämmung und Putz. In einigen Stadtteilen werden bereits Maßnahmen ergriffen, um das traditionelle Stadtbild zu erhalten.
Das „rote Gold des Nordens“ ist nicht nur optisch ein Highlight, auch in der Verwendung ist es zurecht nach wie vor der beliebteste Baustoff Norddeutschlands.