Weltweit wird das Thema Klimawandel immer präsenter, dies führt auch in Hamburg zu einer verstärkten Auseinandersetzung mit möglichen Maßnahmen für Mehrfamilienhäuser und Anlageimmobilien, die den CO2-Ausstoß minimieren und eine Abkehr von fossilen Brennstoffen ermöglichen sollen. Politische Entschlüsse und gesetzliche Rahmenbedingungen für Immobilienbesitzer bilden dabei einen Kernbestandteil: In diesem Blogartikel geht Engel & Völkers Commercial Hamburg den Fragen nach, wie die immobilienspezifische Energiewende gelingen soll, und wie insbesondere die Hansestadt Hamburg diesbezüglich bereits jetzt aufgestellt ist.
Rund 40 Prozent des Endenergieverbrauchs der Europäischen Union entfallen auf den Gebäudesektor. Neben Einfamilienhäusern, Wohnungen und Gewerbeflächen stehen also auch Mehrfamilienhäuser und Investmentimmobilien im Blickpunkt. Das Ziel der EU: Bis zum Jahr 2030 soll als erster Meilenstein die durch Immobilien ausgestoßene CO2-Menge um 55 Prozent reduziert werden, bis schließlich zum Jahr 2050 eine komplette Klimaneutralität des Sektors angestrebt wird. Analog dazu hat die EU einen ESG (Environmental, Social, Governance)-Katalog mit Standards für nachhaltige Immobilien entwickelt – Standards, die bereits heute von vielen älteren Immobilien nicht eingehalten werden. Gerade bei der Wahl eines zukunftsfähigen Anlageobjektes sind ESG-Kriterien nach Ansicht von Engel & Völkers Commercial Hamburg also wichtiger denn je: Nicht nur, weil ein hoher Nachhaltigkeitsgrad für langfristigen Werterhalt spricht, sondern auch, weil auf diese Weise potenziellen Auflagen und Verpflichtungen zur Gebäudemodernisierung zuvorgekommen werden kann.
Die Pläne für eine derartige Verpflichtung zur energetischen Sanierung sind auf EU-Ebene bereits fortgeschritten. Konkret plant das Parlament eine Reformation der Gebäude-Energieklassen, wie sie bereits vom aktuellen Energieausweis bekannt sind. Die neuen Abstufungen der Skala umfassen die Klassen A bis G, wobei Stufe G die ineffizientesten 15 Prozent des nationalen Gebäudebestandes abbildet. Gemäß der kürzlich verabschiedeten Richtlinie sollen bis 2030 sämtliche Gebäude mindestens dem Standard der Stufe E entsprechen, drei Jahre später wird das zulässige Minimum auf Stufe D angehoben. Wer also eine Immobilie mit niedrigerer Effizienzklasse besitzt – ganz gleich, ob privat genutztes Ein- oder vermietetes Mehrfamilienhaus – wird also in den kommenden Jahren über eine energetische Sanierung der entsprechenden Liegenschaft nachdenken müssen.
Zwar handelt es sich bei der EU-Richtlinie lediglich um einen Orientierungsrahmen, der von den einzelnen Mitgliedsstaaten im weiteren Verlauf in geltendes Recht überführt werden muss; wohin der Weg speziell für Eigentümer älterer Immobilien führt, wird jedoch mit dem Richtlinienbeschluss immer konkreter. Mit Blick auf Hamburg könnten von den aktuellen Plänen rund ein Fünftel aller Immobilien im Stadtgebiet betroffen sein. Mögliche Maßnahmen bestehen etwa in der Umrüstung hin zu einem regenerativen Heizungsmodell, der Nutzung von Photovoltaik-Anlagen, der verbesserten Fassadendämmung oder einer Isolierung von Böden und Zwischendecken. Auch der Anschluss an das städtische Fernwärmenetz kann dazu beitragen, die Nachhaltigkeit der eigenen Immobilie dauerhaft zu verbessern.
Wird die Wärme zum Heizen von Häusern und Wohnungen nicht in der Immobilie selbst, sondern an einem zentralen Verteilungsort erzeugt, ist von Fernwärme die Rede. Besonders nachhaltig und umweltschonend wird diese Form des Heizens dann, wenn an der entsprechenden Energiequelle eine emissionsarme Technologie verwendet wird. So soll die Zukunft der Fernwärme in Hamburg aussehen. Das aktuell noch über ein Kohlekraftwerk betriebene Netz – zu 100% in kommunaler Hand – wird zukünftig durch ein großes unterirdisches Reservoir gespeist. Dieses speichert die Abwärme, die bei industriellen Prozessen und der Müllverbrennung in der Region entsteht, und macht sie auf diese Weise für Haushalte und Gewerbebetriebe mit Fernwärmeanschluss nutzbar. Sofern ein Anschluss an Fernwärme möglich ist, kann auf diesem Wege die Energieeffizienz eines Ein- oder Mehrfamilienhauses in Hamburg künftig also merklich verbessert werden – ein wirksamer Schritt hin zur flächendeckenden Klimaneutralität des Immobilienbestands.