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Childhood Foundation eröffnet Haus in Flensburg

Ende letzten Jahres konnten Sie hier auf unserem Blog mehr über die World Childhood Foundation erfahren, die im Dezember ein neues Childhood Haus in Hamburg eröffnet hatte. Die Childhood-Häuser bieten Kindern und Jugendlichen, die Misshandlung oder sexuelle Gewalt erlebt haben, ein geschütztes Umfeld und fachkundige Betreuung. Die Häuser fungieren als behördenübergreifende Kompetenzzentren, die durch ihre geschulten Teams in unterschiedlichen Bereichen vor Ort unterstützen – dazu gehören unter anderem die medizinische Versorgung, Spurensicherung, psychologische Beratung sowie bei Bedarf auch die Unterstützung eines Jugendamtes. Wichtig dabei ist, immer die Abläufe aus der Perspektive der Kinder und Jugendlichen zu gestalten, um in bestmöglichster Form unterstützen zu können.


Nun hat auch Schleswig-Holstein sein erstes Childhood-Haus bekommen: In Flensburg wurde Ende April die ambulante, interdisziplinäre Anlaufstelle eröffnet mit dem Ziel, betroffenen Kindern und Jugendlichen aus der Region Flensburg einen Raum zu geben, in dem sie sich verstanden und sicher fühlen, und wo ihre Bedürfnisse sowie ihre mentale und physische Gesundheit im Mittelpunkt steht.


Wir haben mit Dagmar Steffensen, stellvertretende Geschäftsführerin von pro familia Schleswig-Holstein, dem Träger des Childhood-Hauses Flensburg, über das neueröffnete Haus in Flensburg gesprochen.

 Hamburg
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Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Liebe Frau Steffensen, schön, dass Sie sich die Zeit für ein Gespräch mit uns nehmen! Im Dezember hatten wir bereits mit Dr. Astrid Helling-Bakki, Geschäftsführerin der Stiftung sprechen können. Erzählen Sie uns doch mal, wie Sie auf die Stiftung gekommen sind und wie hier eine Zusammenarbeit entstanden ist.


Dagmar Steffensen:

Die Idee, ein Childhood-Haus aufzubauen, kam von unserer sehr engagierten Opferschutzbeauftragten und von unserer damaligen Justizministerin (jetzt Innenministerin). Beiden liegen die betroffenen Kinder und Jugendlichen sehr am Herzen und beide wissen, wie belastend die Verfahren und Untersuchungen insbesondere für diese Zielgruppe sind. Es hat sich dann in Flensburg eine multiprofessionelle Arbeitsgruppe gebildet, die in enger Zusammenarbeit mit der Foundation drei Ministerien (Justiz-, Innen- und Sozialministerium) und auch eine Finanzierung ins Boot geholt hat.


In Flensburg gibt es eine langjährige Tradition guter Zusammenarbeit verschiedenster Professionen, und allen beteiligten Institutionen und Personen war klar, dass das Childhood-Haus den Kinderschutz enorm voranbringt. Wir von pro familia unterstützen in unserer Fachberatungsstelle Wagemut in Flensburg schon seit über 30 Jahren Kinder und Jugendliche, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Parallel dazu haben wir die Psychosoziale Prozessbegleitung übernommen und vor sechs Jahren kam dann unser Angebot Löwenherz gegen Gewalt in der Familie dazu. Immer wieder wird in der Arbeit deutlich, dass betroffene Kinder und Jugendliche eine umfassende Unterstützung aller Beteiligten brauchen, um die Gewalterfahrungen bewältigen zu können. Hinzu kommen medizinische Untersuchungen und Vernehmungen durch Polizei und Justiz, die sehr belastend sein können. Hier bietet das Childhood-Haus einen wirklich umfassenden Ansatz, um Kinder gut durch den Prozess zu begleiten und sie bestmöglich zu unterstützen.

Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Die Childhood-Häuser sind ein großer und wichtiger Bestandteil der Arbeit der Organisation. Können Sie uns ein wenig mehr über das Konzept erzählen? Wie helfen die Häuser den betroffenen Kindern und Jugendlichen und welche Aufgaben übernehmen die Teams vor Ort?


Dagmar Steffensen:

Der Ansatz des Childhood-Hauses stellt das Kind in den Mittelpunkt. Alle Professionen kommen zum Kind, nicht umgekehrt. In einem kindgerechten, möglichst ansprechend ausgestatteten Haus werden betroffene Kinder und Jugendliche von einer pädagogischen Fachkraft durch alle Schritte des Verfahrens begleitet. Sie und ihre Bezugspersonen erhalten sozialpädagogische Unterstützung und psychosoziale Beratung und werden konsequent über das Vorgehen informiert. Es gilt das Recht des Kindes, gehört zu werden und Informationen zu erhalten. Darüber hinaus werden Verzögerungen in der Bearbeitung vermieden. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller beteiligten Professionen können Befragung und Untersuchung von betroffenen Kindern möglichst kindgerecht und zügig erfolgen.


Das Team vor Ort besteht aus einer Fallkoordinatorin, einer Beraterin und einer Ärztin. Diese arbeiten eng zusammen. Die sozialpädagogische Fallkoordinatorin spielt eine entscheidende Rolle im Childhood-Haus. Sie begleitet die Kinder und Jugendlichen von Anfang an und führt sie durch alle Stationen des Prozesses. Zudem besitzt sie eine Lotsenfunktion und vermittelt bei Bedarf an weitere Institutionen. Die Fallkoordinatorin arbeitet eng mit allen Professionen zusammen und behält das Kindeswohl im Fokus. Sie steht für Fragen aller Beteiligten und auch von Fachkräften zur Verfügung. In Flensburg werden die Vernehmungen von Kindern und Jugendlichen per Video durchgeführt, was eine große Entlastung bedeutet. Hierfür wurden in einen umfassenden Umbau und anspruchsvolle Technik investiert, um richterliche und polizeiliche Vernehmungen möglichst kindgerecht zu gestalten.

Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Ende April hat das jüngste Childhood-Haus in Flensburg eröffnet. Aus welchen Gründen ist die Wahl auf Flensburg als Standort gefallen?


Dagmar Steffensen:

Ich denke, dass die sehr gute Zusammenarbeit der Professionen entscheidend war – in Flensburg ist der Kinderschutz etabliert und ein echtes Anliegen aller Beteiligten. Wir haben hier eine sehr engagierte Justiz, die das Kindeswohl konsequent im Blick hat und eine bundesweit vorbildliche Videovernehmung durchführt. Hinzu kamen unsere Erfahrungen im Kinderschutz und vor allem eine ganz besondere Immobilie, die uns von einer Familie, der der Kinderschutz ein großes Anliegen ist, zur Verfügung gestellt wurde. Eine solche Chance konnte nicht ungenutzt bleiben – die großartige ehrenamtliche Unterstützung ist wirklich besonders hier in Flensburg.


Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Welche Bedeutung hat die Eröffnung des Childhood-Hauses für die Region? Ist das Projekt das erste seiner Art in Schleswig-Holstein?


Dagmar Steffensen:

Ja, das Childhood-Haus macht ein neues umfassendes Angebot, das es in Schleswig-Holstein noch nicht gibt. Wir haben zwei Wochen nach der Eröffnung schon fünf Fälle, die sich direkt bei uns gemeldet haben. Parallel zu den aktuellen Anfragen finden die richterlichen Videovernehmungen nun regulär im Childhood-Haus statt und wir werden auch regionale rechtsmedizinische Untersuchungsstelle für Kinder und Jugendliche. Es wird deutlich, dass es einen großen Bedarf gibt und noch viel mehr Unterstützung gebraucht wird. Im Moment ist das Dunkelfeld noch groß, sexualisierte Gewalt immer noch tabuisiert und so gelangen noch viel zu wenige Kinder und Jugendliche in Hilfsangebote – und das wollen wir ändern!

Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Sie stellen als pro familia den Träger des Childhood-Hauses in Flensburg. Was kennzeichnet diese Zusammenarbeit? Wie unterscheidet dieses Haus sich von den anderen Häusern in Deutschland?


Dagmar Steffensen:

pro familia Schleswig-Holstein ist der erste Freie Träger der Jugendhilfe, der für ein Childhood-Haus verantwortlich ist. Bislang wurden die Häuser oft an Unikliniken angebunden, das ist bei uns ganz anders. Wir haben ein eigenes Haus und sind ein Fachverband für Beratung. Wir besitzen viel Erfahrung im Kinderschutz. Um Kinder und Jugendliche gut unterstützen und schützen zu können, braucht es eine nachhaltige Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Akteur*innen. Wir pflegen diese Kooperation schon sehr lange und können auf ein gut ausgebautes Netzwerk bauen. Das Kind im Fokus zu behalten, ist uns ein wesentliches Anliegen und wir wissen, dass das Hilfesystem in und um Flensburg diesen Gedanken mitträgt. Das Flensburger Childhood-Haus zeichnet aus, dass die Justiz sich sehr in das Childhood-Haus einbringt und die kindgerechte Videovernehmung einen wesentlichen Teil der Arbeit ausmacht.

Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Können Sie bereits etwas zur Resonanz nach der Eröffnung sagen? Wie ist das Haus und das gemeinsame Projekt bei den Menschen in der Region angekommen?


Dagmar Steffensen:

Da schon langjährige Kontakte bestehen, haben wir vorab schon informieren können und sind auf großes Interesse gestoßen. Es gibt eine starke öffentliche Aufmerksamkeit und tatsächlich gab es schon vor der Eröffnung den ersten Fall. Wir merken, dass das Childhood-Haus eine Lücke füllt.


Es melden sich Netzwerkpartner*innen und Professionen, die das Haus und Konzept kennenlernen wollen. Wir stecken in der Vorbereitung, um möglichst viele Menschen noch vor der Sommerpause vor Ort informieren zu können. Dabei wird deutlich, dass das Thema (sexualisierte) Gewalt viel Aufmerksamkeit von uns allen braucht, damit alle Kinder geschützt und betroffene Kinder unterstützt werden können. Wir versprechen uns viel von unserem Ansatz.


Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Und zum Schluss ein Blick in die Zukunft: Sind weitere Projekte dieser Art in Schleswig-Holstein geplant?


Dagmar Steffensen:

Das hoffen wir natürlich sehr, weil wir von dem Konzept des Childhood-Hauses überzeugt sind. Für uns heißt es jetzt in den nächsten fünf Jahren zu zeigen, dass mit dem Angebot des Childhood-Hauses eine umfassende Versorgung betroffener Kinder und Jugendlicher gut gelingt und ihre Belastung entscheidend gemindert wird.


Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Vielen Dank für Ihre Zeit, Frau Steffensen! Wir wünschen Ihnen und Ihrem Childhood-Haus weiterhin viel Erfolg und einen guten Start im Norden!


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Auf der Website der Childhood Foundation erfahren Sie mehr über die Organisation. Hier haben Sie ebenfalls die Möglichkeit, durch Spenden die wichtige Arbeit der Foundation zu unterstützen



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Engel & Völkers
Lizenzpartner Schleswig-Holstein
  • Jungfernstieg 1
    20095 Hamburg
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