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Tradition und Innovation auf Gut Drült

Hier geht's zum Shop von Gut Drült. 

Nahe Kappeln, mitten im östlichen Angeln, liegt ein klassizistisches Juwel: das Gut Drült. Im Jahr 1397 wurde es als Trölegaard erstmals in Aufzeichnungen erwähnt. Noch älter ist die Familie des Besitzers von Gut Drült - Frederik Schack von Rumohr. Erste urkundliche Erwähnungen seiner Familie erscheinen schon um das Jahr 1200. Im Jahre 1793 wird Gut Drült Stammsitz der Linie Rumohr-Drült. Wir treffen den Gutsherren auf ein Gespräch über sein Gut, nachhaltige Landwirtschaft und seine Pläne für die Zukunft.


Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Über 500 Jahre befindet sich Gut Drült in den Händen des Geschlechts der Rumohr. Sie haben das Gut als 16. in der Reihe im Jahr 2017 von Ihrem Vater geerbt. Wie überführen Sie Ihren traditionsreichen Betrieb in die Neuzeit?


Frederik von Rumohr:

Als ich den Betrieb übernahm, waren die Felder verpachtet und der Wald fremd beförstert. Ich bin auf Drült aufgewachsen, dem Land sehr verbunden und wusste, dass ich den Betrieb wieder in die eigene Bewirtschaftung nehmen möchte. Zugleich ist Drült mit knapp 300ha heute eigentlich zu klein, um selbständig zu bestehen. Ich habe mir daher Gedanken gemacht, wie ich die eigenen Flächen und auch Gebäude selbst nutzen kann, ohne dabei ein Museumsdorf oder Hobbybetrieb zu werden. Der Betrieb soll aus sich heraus profitabel sein und dafür musste ich einiges ändern.

 Hamburg
- Gut Drült - Frederik Schack von Rumohr.jpg

Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Wie sind Sie dabei vorgegangen?


Frederik von Rumohr:

Ich hatte zum einen das große Glück, dass der Betrieb aus einer Vollverpachtung kam. Es gab daher keinerlei Maschinenpark oder eingefahrene Prozesse. Der Pächter wiederum hat mein Konzept mitgetragen und mir nur so viel Fläche zurückgegeben, wie ich jeweils benötigte, den Rest aber weiter bewirtschaftet, das sicherte die finanzielle Planbarkeit.

Vor allem aber hatte ich in den ersten drei Jahren mit Niels Odefey, seitdem mit Peter Nöhrnberg zwei Betriebsleiter, die sehr erfahren, vor allem aber sehr unternehmerisch mit mir Ideen entwickelt und umgesetzt haben. Da ich einen völlig anderen Beruf habe und mit meiner Familie unter der Woche in Hamburg lebe, war und ist das entscheidend.



Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Im Grunde haben Sie also Drült wie ein Start-up aufgestellt. Was ist dabei Ihr Konzept?


Frederik von Rumohr:

Mein Konzept fußt auf dem Gedanken, dass sich die Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten, getrieben von einem auf Weltmarktpreise ausgerichteten Umfeld, weit vom Konsumenten entfernt hat. Wer schaut im Supermarkt schon auf das Etikett, wo das Getreide für das Mehl zum Kuchenbacken gedroschen wurde. Meist steht es übrigens nicht einmal im Kleingedruckten.

Entsprechend möchte ich eine Landwirtschaft betreiben, die direkt für Endverbraucher produziert. Bei der die Produktionsmethode so nachvollziehbar und einleuchtend ist, dass es Freude macht, das Produkt zu benutzen und man den – höheren – Preis mit einem Lächeln zahlt, weil man seine Zusammensetzung nachvollziehen kann und angemessen findet. Wir versuchen also, weg von der Urproduktion hin zur integrierten Landwirtschaft und zur Veredelung zu kommen.



Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Das sind spannende Begriffe: Wie ist das zu verstehen – was heißt integriert und veredelt in diesem Fall?


Frederik von Rumohr:

Veredelung bedeutet, dass wir das, was unmittelbar auf unseren Flächen wächst, also beispielsweise Weizen auf dem Feld oder eine Buche im Wald nicht als Getreide bzw. Stamm an einen Großhändler verkaufen, sondern möglichst weit selbst verarbeiten. Das Getreide ernährt unsere Hühner, die Stämme werden im eigenen Sägegatter zu Tischlerware, die Krone zu vorgetrockneten Scheiten für Ofen oder Kamin.

Integriert bedeutet, dass wir versuchen einerseits möglichst viel zu nutzen und umgekehrt möglichst wenig Abfall zu haben. Also: Unsere freilaufenden Hühner leben nicht nur doppelt so lange wie herkömmliche Bio-Hühner. Sie werden möglichst stressarm in unserer eigenen Schlachterei küchenfertig ausgenommen. Alles was für Menschen dabei uninteressant ist, dörren wir noch auf dem Hof und verkaufen es als erstklassiges Futter für Hunde.

Es bedeutet aber auch, dass wir beispielsweise Flächen wo immer es geht mehrfach nutzen: Unsere Hühner weiden zum Schutz vor dem Habicht teilweise unter Streuobstbäumen. Das Obst verarbeiten wir selbstverständlich. Auf einem anderen Teil der Flächen ist die Hühnerweide in einer Weidenplantage. Der Habichtschutz wird dort als Hackschnitzel ein regenerativer Energieträger.

Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Sprechen wir vielleicht noch konkreter über die Hühner. Wie lebt es sich als Huhn auf dem Bio-Freiland Gut Drült? Kann der auf Nachhaltigkeit bedachte kritische Fleischkonsument sein Hühnerfrikassee bedenkenlos mit Ihrem Hühnerfleisch zubereiten?


Frederik von Rumohr:

Ich esse gerne Fleisch, habe in den letzten Jahren aber bemerkt, dass ich immer weniger gegessen habe, weil mir der Gedanke, wie dieses Fleisch produziert wurde, unangenehm war. Durch einen glücklichen Zufall fand ich 2017 kurz nach Übernahme des Betriebs einen Betriebsleiter, der vorher 20 Jahre eine Art der Geflügelmast entwickelt hat, die mich bis heute begeistert: Die Tiere leben nur die ersten Wochen als Küken in einem beheizten Stall, danach komplett auf der Weide, auch im Winter.

Sie werden zwar gefüttert, aber gezielt etwas zu wenig, so dass sie motiviert sind, auf den überdurchschnittlich großen Weideflächen herumzulaufen, zu picken und sich ihr Futter selbst zu suchen. Das erzeugt nicht nur herausragend gutes Fleisch ohne jeden Medikamenteneinsatz, wir haben vor allem den Eindruck, dass die Hühner glücklich sind. Und wenn man akzeptiert, dass viele Menschen weiterhin Fleisch essen möchten, ergibt sich für mich daraus doch die Verpflichtung, dieses Fleisch so artgerecht wie nur möglich zu produzieren.

Ihr Hühner-Frikassee können Sie also guten Gewissens aus Drülter Hühnern zubereiten – oder übrigens zum von uns bereits vorbereiteten Frikassee aus dem Glas greifen.



Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Wenn man bei Ihnen über den Hof spaziert, fallen die Bienenstöcke auf – ist Honig Teil Ihres Konzepts?


Frederik von Rumohr:

Ja und nein, wir verkaufen den Honig nicht. Stattdessen bieten wir Patenschaften für Bienenweiden an. Ich lebe halb in der Großstadt und habe gemerkt, wie viele Menschen sich gerade in der Stadt Sorgen um das Insektensterben und insbesondere die Bienen machen. Diese Sorge ist auch völlig berechtigt. Die Zahlen nehmen aus den unterschiedlichsten Gründen dramatisch ab. Wir haben deshalb Flächen, die in der Umstellung auf Bio-Landbau sind, mit speziellen Weidemischungen eingesät. Das sieht nicht nur wunderschön aus, es gibt Insekten Nahrung und Wildtieren Schutz. Die Paten schützen mit jeweils 50,- Euro auf diese Weise ganz konkret eine Fläche und tun damit den Tieren etwas Gutes. Umgekehrt erhalten sie – oder die mit einer Patenschaft beschenkten – dafür nicht nur ein schönes Zertifikat, sondern auch ein Glas Honig, gewissermaßen die Ernte der eigenen Fläche. 

Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Funktioniert diese Art der Veredelung auch mit Holz – das ist doch eigentlich der Urstoff per se?


Frederik von Rumohr:

Schleswig-Holstein ist insbesondere im Norden ausgesprochen waldarm. Weil Holzhändler in großen Einheiten rechnen, ist man da schnell darauf angewiesen, mit dem eigenen Hieb gerade zufällig in eine größere Lieferung zu passen. Dass dieses Holz dann noch dazu fast verramscht nach Fernost geht, um dort zu Möbeln verarbeitet zu werden, hat mir doppelt nicht gefallen.

Wir haben stattdessen ein Sägegatter angeschafft, mit dem wir aus Stammholz Bretter und Balken sägen, die Tischler aus der Region fertig trocken gelagert direkt bei uns abholen können. Noch deutlicher wird es beim Brennholz. Mich hat immer gestört, dass wir im Supermarkt Brennholz in orangen Säcken aus nicht brennbarem Kunststoff kaufen. Der Grund ist schlicht, dass diese Säcke maschinenbefüllbar sind.

Wir haben stattdessen schöne, brennbare Kartons gestaltet, in die wir eine „Ein-Abend-Menge“ füllen. Das Holz trocknen wir mit der Restwärme eines Biogas-Kraftwerks auf dem Hof und es gibt es sortiert für Öfen, Kamine und als Späne zum Anzünden. So bleibt nichts übrig, der Kofferraum wird nicht schmutzig und der Karton sieht neben dem Ofen oder Kamin noch dazu schön aus. 




Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

In den meisten modernen Landwirtschaftsbetrieben haben die Landwirte den Kontakt zum Endverbraucher weitgehend verloren, viele gehen notgedrungen auf Masse, oft zugunsten der Qualität. Bei Ihnen ist das anders. Sie setzen auf artgerechte Tierhaltung, hohe Qualität der Produkte und Direktvertrieb über den eigenen Webshop (www.gut-druelt.de). Wie funktioniert das für Sie? Sind Sie „wettbewerbsfähig“?


Frederik von Rumohr:

Wir sind in einer Nische, das ist mir sehr bewusst. Drült vertreibt seine Produkte an Menschen, die einen Sinn für unseren Ansatz haben und honorieren, dass dafür viel Handarbeit durch hervorragend ausgebildete und vernünftig bezahlte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nötig ist. Aber diese Nische wird größer, das merke ich deutlich. Vielfach ist regional heute schon wichtiger als bio, Konsumenten zeigen echtes Interesse an der Herkunft und den Produktionsbedingungen in der Land-, Forst-, und besonders Viehwirtschaft, sie kommen auf den Hof und lassen sich alles erklären. Davon profitieren wir ganz unmittelbar.



Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Mit Blick auf Ihre Kurskorrektur, die diversen neuen Konzepte und – das sei erlaubt – Ihre Umtriebigkeit schaffen Sie es, Nachhaltigkeit, Tradition, Innovation und sogar Wirtschaftlichkeit unter einen Hut zu bringen. Wir sind gespannt: was planen Sie als nächstes?


Frederik von Rumohr:

Das eine ergibt sich oft aus dem Anderen. Das nächste Produkt wird Porridge werden. Meine Eltern nannten das Haferschleim und entsprechend wenig attraktiv fanden wir das als Kinder. Jetzt läuft es unter Porridge und meine Kinder sind ganz versessen darauf. Wir entwickeln verschiedene Zusammensetzungen, darunter mit getrockneten Äpfeln und Birnen von den Streuobstwiesen oder auch Beeren und Nüssen aus dem Park.

Oder ein weiteres Beispiel für den vorhin beschriebenen integrierten Ansatz: Aus den Samen der Pflanzen auf den Bienenweiden werden wir künftig Vogelfutter herstellen, während die Blätter und Stiele als Winterschutz für die Tiere auf dem Feld bleiben.



Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Sie leben mit Ihrer Frau und vier Kindern in Hamburg, sind aber oft auch gemeinsam auf Gut Drült: Was ist das Besondere an der Region, was sind Ihre Empfehlungen für Gäste und Besucher?


Frederik von Rumohr:

Angeln ist für mich ein gesegnetes Land. Es ist gerade 90min von Hamburg entfernt, aber immer noch ein bisschen Geheimtipp. Die leicht hügelige Landschaft bietet wunderbare Ausblicke und überrascht immer wieder. Schlei und Ostsee bieten unbegrenzt Möglichkeiten für Sport und Erholung. Kulinarisch müssen wir noch etwas klettern, aber es wird… Großartig ist schon immer der hausgeräucherte Fisch von Föh in Kappeln, am besten im Brötchen und direkt am Hafen mit Blick auf die Schlei.



Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Lieber Herr von Rumohr, vielen Dank, dass wir Ihr Gast sein durften und für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer Pläne!



Du möchtest mehr erfahren? Hier geht's zur Website von Gut Drült

 






 Hamburg
- Gut Drült - Vogelperspektive.jpg
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