- 5 min. Lesezeit
- 06.10.2025
- von Steffi Kammerer
Power hoch zwei – der legendäre Taschen Verlag
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Ausgabe
04/25
Fotografie
Mark Seelen
Ihr Vater hat einen Verlag geschaffen, der Bücher weltweit zum Ereignis macht. Seit acht Jahren ist Marlene Taschen Co-Chefin. Mit Charme und klarem Blick denkt die Vierzigjährige den Kurs weiter – und stellt selbstbewusst neue Weichen.
Inhaltsverzeichnis
Der Taschen Verlag: Doppelspitze aus Vater und Tochter
Ein Unternehmen zwischen Mailand und Los Angeles
Teamwork: Eine klare Rollentrennung gibt es nicht
Der Taschen-Kosmos erreicht internationales Publikum
Marlene Taschen: ihre Rolle im Familienunternehmen
Der Taschen Verlag: Doppelspitze aus Vater und Tochter
Dass sie bald gemeinsam auf der Brücke stehen würden, erfuhr Marlene Taschen von ihrem Vater, während sie gemeinsam ein Interview gaben. Sie verzog keine Miene und verlor kein Wort. „Es war ein Kontext, in dem ich nicht darauf eingehen konnte oder wollte“, sagt sie. Die Situation sagt viel über beide Taschens: über die manchmal spontane Art von Benedikt, über beider Coolness und ihr tiefes Vertrauen ineinander. Auch nachdem das Interview vorbei war, hat Marlene die Neuigkeit nicht wirklich weiter besprochen. „Nö“, sagt sie in ihrem wunderbaren rheinischen Singsang und dann kommt das gut gelaunte Lachen, das sich durch ihre Erzählungen zieht. „Ich hab das erstmal richtig sacken lassen und irgendwann gesagt: ok, mach ich.” Weil sie sehr klar ist, hat sie aber auch gesagt, wie der Verlag dann anders aufgestellt werden müsste: wirklich auf zwei Schultern verteilt.

Ein Unternehmen zwischen Mailand und Los Angeles
Seit acht Jahren nun prägt sie das Unternehmen, das ihr seit frühester Kindheit vertraut ist – mit Neugier, Pragmatismus und einer sanften, verbindenden Autorität. Die Doppelspitze funktioniert auf eine Art, die für die beiden Freigeister perfekt passt. Marlene lebt mit ihrer Familie in Mailand, Benedikt seit vielen Jahren in Los Angeles. Sie kommen sich nicht in die Quere; die meisten Mitarbeiter sind in der gleichen Zeitzone wie Marlene, so laufen viele Fäden bei ihr zusammen. Abends, wenn ihre beiden Töchter im Bett sind und er in Kalifornien gefrühstückt hat, ruft sie ihn an. Wie sie über dieses Ritual spricht, spürt man: Es ist ein Austausch, auf den sie sich freut. Eine tägliche Staffelübergabe über Kontinente hinweg, maximal effizient. „Wir arbeiten eigentlich 24 Stunden am Tag“, sagt sie.
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Ich habe gesagt, ich mach das gern, aber dann müssen wir uns ein bisschen anders aufstellen.
Teamwork: Eine klare Rollentrennung gibt es nicht
Benedikt Taschen gründete seinen legendären Verlag, der in diesem Jahr 45 Jahre alt wird, ursprünglich als kleinen Comicladen in Köln. Heute ist Taschen ein globales Unternehmen mit Büros von Paris bis Los Angeles – und mit einem Verlagsprogramm, das so außergewöhnlich ist wie seine Entstehungsgeschichte: spektakulär opulente Sammlereditionen in limitierter Auflage, die mit den Jahren immer teurer werden, provokante Erotikbücher sowie Einsteigerbände für ein Massenpublikum. Der Ladenpreis reicht bei Taschen von 10 Euro bis über 30.000 Euro – ein einzigartiger Mix, der das Schöne, Bunte, Schräge und Glamouröse feiert.
Eine klare Rollentrennung gibt es zwischen Vater und Tochter nicht. „Wir haben nie abgesprochen: Du machst das, ich mach das oder so – irgendwie ergibt sich das“, sagt Marlene Taschen. Ihr Vater ist weiterhin tief in Programmfragen involviert, doch längst trifft sie ebenso verlegerische Entscheidungen. Egal ob bei der SalvadorDalí-Monografie im XL Format oder dem ikonisch inszenierten Ferrari-Buch, sie ist auf allen Ebenen einbezogen.

Der Taschen-Kosmos erreicht internationales Publikum
Auch die Expansion des Verlags nach Asien hat sie vorangetrieben. In Hongkong eröffnete sie zusätzlich zum Büro einen großen Laden. In Japan arbeitet sie eng mit Künstlern und Architekten zusammen, plant Shop-in-Shop-Formate und reist regelmäßig, um ihre Kontakte zu pflegen. Gleichzeitig erweitert sie das Produktportfolio: Zurzeit produziert sie einen Dokumentarfilm über den britischen Fotografen David Bailey. „Wir haben das einfach mal angefangen“, sagt sie über die Ausweitung in Richtung Film. Mit Ai Weiwei hat sie Sternkreis-Ketten aus reinem Gold entwickelt. Der chinesische Künstler ist ein alter Vertrauter im Taschen-Kosmos, sein großformatiger Sammlerband, den der Verlag 2016 herausgab, war sofort ausverkauft.
Marlene Taschens Ideen folgen keinem Fünfjahresplan, sondern einem Flow, der sich organisch entwickelt. „Dinge müssen sich irgendwie fügen. Und wenn sie sich nicht fügen, dann hat es vielleicht auch einen Grund“, sagt sie. Ihre Arbeitszeit hat sie zweigeteilt: Eine Woche fest getaktete Gespräche, die andere Woche hält sie sich frei für strategische Arbeit und eigene Projekte. Diese Mischung aus Struktur und Beweglichkeit ist für sie ideal – bloß nicht festgefahren sein. „Be flexible“ ist eine Maxime ihres Vaters, die er wiederum von seinem Freund Helmut Newton übernommen hat und die sie tief verinnerlicht hat. Mit Beliebigkeit hat das nichts zu tun, der hohe Qualitätsanspruch steht über allem. „Grundsätzlich versuchen mein Vater und ich immer, alles zu verbessern, das hat er mir mitgegeben.“
Dinge müssen sich irgendwie fügen. Wenn das nicht klappt, hat es einen Grund.
Marlene Taschen: ihre Rolle im Familienunternehmen
In Mailand hat sie kürzlich den Ausbau der Buchbinderei gesteuert, die der Verlag außerhalb der Stadt auf 4000 Quadratmeter Fläche eröffnet hat. Und auch auf der Baustelle interessiert sie sich für jedes Detail. „Ich hab einfach Spaß daran, mit Menschen zusammenzuarbeiten, egal, was das Thema ist. Also ich finde es komischerweise fast genauso interessant, über Logistik nachzudenken wie über IT, über irgendwelche System Developments, über das Lektorat oder über die Produktion.“
Was sie für eine Macherin ist, wird deutlich, sobald man die ersten Sätze mit ihr gewechselt hat. Aber ebenso schnell überträgt sich ihre Zugewandtheit. Sie hört zu, lässt andere Meinungen gelten, kann sich entscheiden – und auch umentscheiden. Sie selbst beschreibt sich als „die wärmere Komponente“ im Familienunternehmen.

Trotz ihrer fundierten Ausbildung mit Stationen in Australien und Panama sowie einem Studium an der LSE in London ist ihr Zugang zum Geschäft instinktiv. Dem Bauchgefühl zu vertrauen – auch das hat sie von ihrem Vater. Marktforschung gibt es bei Taschens nicht. „Aber wir schauen uns sehr aufmerksam unsere Zahlen an.“ Was funktioniert und was nicht, das wissen sie irgendwie, es ist auch Erfahrung. Aber es hilft sicher, dass sie nicht nur Wirtschaft studiert hat, sondern auch Psychologie. Aufgewachsen ist Marlene Taschen in Köln. Sie und ihre beiden Geschwister besuchten eine Montessori-Grundschule. Das Abitur machte sie an einem bilingualen Gymnasium. Alles ganz bodenständig, nur dass eben mal Cicciolina und Jeff Koons zum Abendessen kamen oder Christo und Jeanne-Claude. Als sie vierzehn war, hat sie Muhammad Ali vom Flughafen abgeholt. In einem Maybach sind sie zusammen auf die Buchmesse gefahren, aus den Lautsprechern dröhnte Elvis Presley.
Seit sie achtzehn ist, hat sie nicht mehr dauerhaft in Deutschland gelebt – aber der Kontakt zu ihrer Heimatstadt ist immer eng geblieben. Einmal im Monat ist sie im Stammhaus des Verlags am Hohenzollernring. Die rheinische Gelassenheit ist Teil ihrer DNA. „Meine Eltern sind ja schon lange getrennt“, erzählt sie, „aber wenn man die zusammen sieht: Die lachen die ganze Zeit. Wir sind alle relativ fröhlich unterwegs.“ Und deshalb, so sagt sie, müsse auch die Arbeit Freude machen. „Wir wollen uns selbst nicht langweilen – und auch die anderen nicht.“
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