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28. April 2023 | Zuletzt musste der Markt für Elektromobilität einige Kröten schlucken. Die Förderprämien für E-Autos wurden zurückgefahren und für Plug-in-Hybride ganz gestrichen. Vor allem im Januar brach die Nachfrage nach Elektroautos gemäß Zahlen des Verbands der Automobilindustrie (VDA) ein. Es wurden rund 18.100 Elektrofahrzeuge neu zugelassen und knapp unter 9.000 Plug-in-Hybride – ein heftiger Einbruch im Vergleich vor allem zum Dezember 2022 mit mehr als 100.000 reinen Elektrofahrzeugen und fast 70.000 Plug-in-Hybriden.
Im Vergleich zu Januar 2022 gingen die Zulassungen bei diesen beiden Antriebsarten um 13,2 Prozent beziehungsweise 53,2 Prozent zurück. Experten gehen davon aus, dass viele Verbraucher Autokäufe vorgezogen haben, um Ende 2022 noch die höheren Förderprämien zu erhalten. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Berlin: Während im Dezember noch insgesamt fast 2.000 Autos mit Elektroantrieb zugelassen wurden, waren es im Januar nur knapp über 300. Experten sind sich einig: Das Tempo am Markt für Elektroautos muss erhöht werden. Der Berliner Agentur für Elektromobilität (eMO) zufolge soll der Marktanteil von E-Autos in Berlin 2030 bei mindestens 30 Prozent liegen.
Der Knackpunkt: die öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur, die auch Bewohnerinnen und Bewohnern von Wohnungen ermöglicht, ihr Elektroauto zu laden, obwohl kein eigener Stellplatz vorhanden ist. Die Ausbauzahlen der öffentlichen Ladepunkte hören sich auf dem Papier zunächst gut an: Etwa 1.700 öffentliche Ladepunkte gibt es derzeit in ganz Berlin, 237 davon sind sogenannte Schnellladepunkte. Allerdings sind alle Ladestellen sehr ungleich über die Stadt verteilt. In Mitte waren zuletzt mehr als 353 Ladepunkte öffentlich zugänglich, in Reinickendorf gerade einmal gut 40. Auch in Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick und Lichtenberg sieht es mau aus.
Um der Elektromobilität gerade da auf die Beine zu helfen, wo sie auch verkehrstechnisch besonders sinnvoll ist, nämlich in den Berliner Außenbezirken, hat die Spandauer Bezirksregierung nun ein neues Pilotprojekt initiiert. Bis Ende des Jahres sollen rund 50 Straßenlaternen in Spandau mit Ladeeinrichtungen für Elektroautos ausgerüstet werden. Die Zielgruppe: Anwohnerinnen und Anwohner, die keinen eigenen gesicherten Zugang zu privaten Parkplätzen mit Ladeeinrichtungen haben. Diesen sollen die Laternen-Ladepunkte künftig die Möglichkeit bieten, ihre Elektroautos bequem im öffentlichen Straßenland mit Strom zu befüllen.
Der dortige Baustadtrat bringt es auf den Punkt, wenn er sagt, dass der Senat gerade in den Außenbezirken bisher zu wenig für die Elektromobilität getan habe. Ohne die notwendige Infrastruktur ist für viele Menschen ein Wechsel zum Elektroauto undenkbar.
Dabei ist das Laternen-Laden nur ein erster Schritt: Als neuer Akteur haben die landeseigenen Berliner Stadtwerke im Juli 2022 den Ausbau und Betrieb der öffentlichen Ladeinfrastruktur übernommen. Zusätzlich sollen bis 2030 1.800 weitere Ladepunkte im öffentlichen Raum errichtet werden – so die Planung. So soll im gesamten Stadtgebiet ein geschlossenes Angebot an Ladeinfrastruktur bereitgestellt werden – sowohl am Stadtrand als auch in der Innenstadt.
Klar ist: In der gelebten Praxis stehen vor allem Gebäudebesitzer vor großen Herausforderungen, meistens technischer Natur. Dabei geht es oftmals nicht nur um die Installation hauseigener Ladestationen, sogenannter Wallboxen, sondern auch um die Installation von PV-Anlagen. Hintergrund ist, dass sich der gemeinsame Zubau beider Anlagen oftmals anbietet. Und was ist besser als Elektroautos, die von selbst erzeugtem Strom auf dem eigenen Hausdach gespeist werden?
Als kompliziert entpuppt sich allerdings, dass beide Vorrichtungen an das öffentliche Stromnetz und an die oftmals veralteten elektrischen Hausanlagen angeschlossen werden müssen. Die oftmals veraltete Elektroinstallation in den Häusern muss erst einmal für den Ausbau an sich ertüchtigt werden. Dies wiederum führt zu erheblichen Investitionen, wovor Immobilienbesitzer möglicherweise zurückschrecken.
Dabei haben sich die Aussichten für üppige Förderungen ohnehin eingetrübt, vor allem für Privatleute. In Berlin werden vor allem noch kleinere und mittlere Unternehmen gefördert. So unterstützt das Land Berlin mit dem Förderprogramm WELMO sowohl die Beschaffung und das Leasing von gewerblich genutzten, elektrisch betriebenen Fahrzeugen als auch die Errichtung stationärer Ladeinfrastruktur im gewerblichen Umfeld. Im Fokus der Fahrzeugförderung stehen Elektro-Nutzfahrzeuge, Klein- und Leichtfahrzeuge, E-Roller und E-Bikes mit reinem Batteriebetrieb und mit Brennstoffzellenantrieb, wobei Fahrzeuge mit Plug-in-Hybridantrieb seit dem 02.12.2022 nicht mehr förderfähig sind. Ergänzt wird die Berliner Elektromobilitätsförderung durch ein Beratungsangebot zu den Schwerpunktthemen Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur.
Wenn es nach der Politik geht, sind die Weichen für mehr und mehr Elektromobilität in der Stadt Berlin schon längst gestellt. Erst im Dezember hatte der Senat die Fortschreibung des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms (BEK) beschlossen. Und dort heißt es: „Die Einrichtung einer Nullemissionszone, aus der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren auf fossiler Basis so weit wie möglich ausgeschlossen werden, ist erklärtes Ziel der Berliner Klimaschutz- und Verkehrspolitik.“ Bis 2030 ist also noch viel zu tun.
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