22. Juli 2024 | In der jüngsten Episode des „PB3C RealTalks“ diskutierten Moderatorin Sonja Rösch, Marcus Buder, Bereichsleiter Gewerbliche Immobilienfinanzierung der Berliner Sparkasse, und Benjamin Rogmans, Geschäftsführer bei Engel & Völkers Commercial Berlin, über die zunehmende Bedeutung von ESG (Environmental, Social, Governance) in der Immobilienwirtschaft. Sie boten dabei wertvolle Einblicke und konkrete Beispiele, die die Relevanz und Auswirkungen von ESG auf den Immobilienmarkt verdeutlichen.
ESG spielt inzwischen eine signifikante Rolle in der Immobilienbewertung. In den letzten Jahren hat sich ESG zu einem der fünf wichtigsten Verkaufsgründe entwickelt, insbesondere bei privaten Eigentümern, die aufgrund der steigenden regulatorischen Anforderungen zunehmend verkaufen. Diese Entwicklung markiert einen Paradigmenwechsel, da ESG-Aspekte nun fest in der Marktdynamik verankert sind.
Viele private Eigentümer wurden sich der Herausforderungen von ESG erst spät bewusst. Diese späte Erkenntnis wird oft durch Druck seitens der Banken ausgelöst, die ESG-Kriterien als essenziell für die Finanzierbarkeit und Kalkulation von Immobilien betrachten. Investoren, die Immobilien kaufen möchten, müssen mittlerweile nachweisen, dass ihre Objekte ESG-konform sind, um attraktive Finanzierungsbedingungen zu erhalten. Über die Banken kommt so ein starker Hebel für die Erfüllung von ESG-Kriterien ins Spiel.
Energetisch schlecht sanierte Gebäude werden am Markt abgestraft und erleiden einen Wertverlust. Für viele Käufer, hauptsächlich institutionelle Investoren, ist die energetische Qualität eines Gebäudes ein entscheidendes Kriterium. Dies führt wiederum auch zu einer verstärkten Nachfrage nach Objekten, die durch Sanierungsmaßnahmen auf einen höheren energetischen Standard gebracht werden können. Ignoranz gegenüber diesen Anforderungen rächt sich langfristig, da Banken ESG-Kriterien in die Finanzierungsbedingungen einfließen lassen.
Der soziale Aspekt, das S im ESG, wird – bewusst oder unbewusst - von sehr vielen privaten Eigentümern gelebt. Sie legen Wert auf persönliche Beziehungen zu ihren Mietern und langjährige Mietverhältnisse, was eine Form der sozialen Verantwortung darstellt. Dieser Aspekt ist jedoch schwerer zu quantifizieren und in Finanzierungsmodelle zu integrieren. Dennoch erfüllen viele Eigentümer das „S“, unabhängig von formalen ESG-Richtlinien.
Trotz der zunehmenden Bedeutung von ESG bleibt die Lage einer Immobilie weiterhin ein entscheidender Faktor. Gerade in Top-Lagen ist die Nachfrage nach Immobilien unverändert hoch. Die aktuellen Marktbedingungen bieten privaten Käufern Chancen, hochwertige Immobilien zu attraktiven Konditionen zu erwerben. Lage ist nach wie vor ein maßgebliches Kriterium, ganz besonders in Zeiten, in denen die Käuferschicht ausgedünnt ist und Käufer mehr Auswahl haben.
Immobilienbesitzer sollten sich aktiv mit ESG auseinandersetzen. Die Integration von ESG-Kriterien in die Immobilienverwaltung und -bewertung ist nicht nur eine regulatorische Notwendigkeit, sondern bietet auch langfristige wirtschaftliche Vorteile. Es ist ratsam, frühzeitig einen Partner hinzuzuziehen, um einen Sanierungsfahrplan aufzustellen und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Denn die Notwendigkeit, ESG-Kriterien zu erfüllen, ist längst nicht mehr nur ein Zukunftsszenario: Sie ist mittlerweile ein zentraler Faktor für die Wertbestimmung und Zukunftsfähigkeit von Immobilien.
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