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von Sebastian König, Teamleitung Industrie & Logistik
15. Dezember 2023 | Im September 2023 ging im nordrhein-westfälischen Marl die nach Angaben des Betreibers größte Photovoltaik-Dachanlage Deutschlands in Betrieb. Sie hat eine Leistung von zwölf Megawatt und wird durch eine Sechs-Megawatt-Anlage ergänzt. Installiert wurden die beiden Systeme auf dem Logistikzentrum eines Großhändlers und nehmen die Größe von 14 Fußballfeldern ein. Auch wenn die Dimensionen der Anlagen die Möglichkeiten der meisten Logistiker weit übersteigen: Sie zeigt eindrücklich, wie attraktiv die Dächer ihrer Gebäude für die Erzeugung von Solarstrom sind.
Logistikimmobilien sind meist als Flachbauten mit hoher Quadratmeterzahl ausgeführt. Damit ermöglichen sie eine einfache Installation und dank perfekter Ausrichtung an den Sonnenstand einen hohen Solarstrom-Ertrag. Zudem befinden sie sich größtenteils außerhalb von Städten in dünn besiedelten Umgebungen. Verschattungen durch anliegende Gebäude oder Bäume, die den Stromertrag mindern könnten, sind selten.
Um die durchschnittlichen Kosten für selbst produzierten Solarstrom zu ermitteln, müssen Anschaffung, Installation, Betrieb, Wartung und die Lebensdauer der Anlage berücksichtigt werden. Letztere liegt üblicherweise bei zwanzig bis dreißig Jahren. Der wichtigste Kostenfaktor ist die Höhe des Energiebetrags. Er hängt von der Größe der Anlage, der Effizienz der Solarmodule, der geografischen Lage und der Ausrichtung und Neigung des Dachs ab. Simulationsprogramme können im Vorfeld den Ertrag prognostizieren. Die Preise für selbst erzeugten Sonnenstrom liegen in Deutschland typischerweise im Bereich von 10 bis 15 Cent pro Kilowattstunde.
Grundsätzlich gibt es zwei Wege, um den selbst produzierten Strom zu nutzen. Zu einem kann er vor Ort eingesetzt werden. Produziert die Anlage mehr Strom als direkt benötigt, fließt dieser entweder in einen Speicher und wird dort vorgehalten, bis wieder Energiebedarf besteht, oder er wird in das öffentliche Netz eingespeist. Betreiber können sich anstatt für diese Teileinspeisung, die an keine Mengenvorgabe gebunden ist, auch für eine Volleinspeisung entschieden. Dabei fließt der Sonnenstrom vollständig ins Netz.
Diese beiden Varianten werden unterschiedlich vergütet, wobei die Sätze laufend angepasst werden und sich nach dem Datum der Inbetriebnahme der Anlage richten. Neben den Einspeisetarifen gibt es noch die Direktvermarktung. Dabei wird der Strom zu aktuellen Marktpreisen an der Strombörse gehandelt. Dieser Weg ist für Anlagen ab einer Leistung von 100 Kilowatt vorgegeben. Systeme ab einem Megawatt müssen ausgeschrieben werden. Die aktuellen Einspeisevergütungen finden sich auf der Website des Bundesverbandes Solarwirtschaft.
Um den passenden Vergütungssatz, die optimale Größe der Anlage und mögliche Förderungen zu ermitteln, sollten Energieberater zur Rate gezogen werden. Ideal ist es, wenn möglichst viel Solarstrom selbst vor Ort verbraucht wird. Und diese Option wird gerade für Logistiker immer bedeutender. Denn nicht nur Strom aus dem öffentlichen Netz ist teuer. Durch die zunehmende Elektrifizierung der Mobilität haben Logistiker die Möglichkeit, sich auch von den Preisen für fossile Brennstoffe zu befreien: wenn ihre E-Flotte an den Ladesäulen auf dem Firmengelände selbst erzeugten Strom lädt.
Die oft geäußerte Befürchtung, dass der Stromertrag bei Photovoltaik wetter- und tageszeitabhängig ist und die Produktion deswegen den aktuellen Bedarf nicht immer decken könne, gehört der Vergangenheit an. Das liegt daran, dass sich Stromspeicher mittlerweile zum Standard bei Solaranlagen entwickelt haben. Sie entkoppeln Strombedarf und -produktion und ermöglichen beispielsweise nächtliches Laden.
Der Siegeszug digitaler Energiemanagement-Systeme trägt ebenfalls zu einer optimierten Versorgung bei. Sie ermöglichen ein intelligentes Laden. In Abhängigkeit von dem Bedarf aller angeschlossenen Verbraucher verlangsamen sie den Stromfluss beim E-Tanken entweder automatisch oder verschieben das Laden auf Zeiträume, in denen genügend Strom zur Verfügung steht. Auch binden diese Systeme Stromspeicher ein und optimieren damit die Effizienz.
Um den administrativen Aufwand für kleinere Anlagenbetreiber zu reduzieren und die Nutzung von Photovoltaik zu fördern, sind Photovoltaikanlagen auf Gewerbedächern mit einer Leistung bis zu 30 Kilowatt aktuell von der Einkommensteuer befreit. Das umfasst Einnahmen aus Einspeisevergütungen oder dem Verkauf von Strom. Für größere Anlagen fällt Einkommensteuer auf die Einnahmen aus der Anlage an.
Betreiber von gewerblichen PV-Anlagen müssen Umsatzsteuer auf den ins Netz eingespeisten Strom und auf den selbst verbrauchten Strom abführen. Der reguläre Umsatzsteuersatz beträgt in Deutschland 19 Prozent. Allerdings können Betreiber von kleineren Anlagen von einer Kleinunternehmerregelung Gebrauch machen.
Da der Betrieb einer Photovoltaikanlage als gewerbliche Tätigkeit angesehen werden kann, könnte auch Gewerbesteuer anfallen, wobei die Regelungen je nach Gemeinde und Gewinnhöhe variieren können. Zudem müssen Anlagenbetreiber die steuerliche Behandlung ihrer Photovoltaikanlage selbstständig klären. Für eine genaue Beurteilung und Berücksichtigung aller relevanten steuerlichen Aspekte ist es ratsam, einen Steuerberater hinzuzuziehen.
Bei der Installation von Photovoltaikanlagen auf Gewerbedächern muss das Unternehmen nicht unbedingt Eigentümer der Anlage sein. Es gibt alternative Betreibermodelle, die sich in Eigentumsverhältnissen, Finanzierung und Verantwortlichkeiten unterscheiden, zum Beispiel:
Pacht: Bei diesem Modell wird das Dach des Gewerbegebäudes an einen Investor oder einen Betreiber von PV-Anlagen vermietet oder verpachtet. Der Pächter installiert und betreibt die Anlage, verkauft den Strom, oft zu einem vergünstigten Preis, an das Unternehmen oder speist ihn ins Netz ein.
Contracting: Hierbei übernimmt ein Dienstleister die Planung, Finanzierung, Installation und den Betrieb der Anlage. Das Unternehmen zahlt für die genutzte Energie, ohne in die Anlage selbst investieren zu müssen. Dieses Modell beinhaltet oft langfristige Verträge.
Leasing: Hierbei least das Unternehmen die PV-Anlage von einem Anbieter. Das Unternehmen nutzt die Anlage und zahlt dafür Leasinggebühren, muss sich aber nicht um Wartung und Betrieb kümmern.
Investitionen in eine nachhaltige Stromproduktion erhöhen den Wert einer Immobilie und tragen dazu bei, regulatorische Anforderungen zu erfüllen. Aber auch jenseits des Finanziellen bringt die Investition in eine PV-Anlage Vorteile: Gerade Logistikunternehmen bewegen sich mit ihrem Geschäftsfeld Mobilität in einem Bereich, der angesichts des hohen CO2-Ausstoßes von Verbrennermotoren von der Öffentlichkeit besonders kritisch beäugt wird.
Allein eine Umstellung auf Elektromobilität jedoch ist kein Schritt zu einer grünen Verkehrswende, wenn der Strom aus fossilen Quellen stammt. Erst der Einsatz erneuerbarer Energien machen elektrifizierte Fortbewegung nachhaltig und signalisieren den Stakeholdern die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung.
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