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Energie wird zum Prüfkriterium für Logistikstandorte

Wie Netzkapazität, Strombedarf und Engpässe die Entwicklung, Nutzung und Investitionschancen beeinflussen

11. Dezember 2025 | In der Logistik verschieben sich die Prioritäten bei der Standortwahl. Neben Flächenverfügbarkeit, Erreichbarkeit und Kosten rückt ein Thema immer stärker in den Vordergrund: die sichere Stromversorgung. Durch die zunehmende Automatisierung steigt der Energiebedarf deutlich. Gleichzeitig zeigt sich in mehreren deutschen Metropolen, dass Netzkapazitäten und Stromverfügbarkeit nicht im gleichen Tempo wachsen wie die Nachfrage nach modernen Logistik- und Industrieflächen.


Berlin ist dafür ein besonders anschauliches Beispiel. Dort wird in einigen Fällen bereits deutlich, dass geplante Nutzungen an fehlender Anschlussleistung scheitern. Bei bestimmten Brownfield-Projekten ist die Umsetzung dadurch unsicher. Netzbetreiber melden für 2025 in einzelnen Bezirken „null Megawatt“ freie Kapazität. Selbst Betriebe mit moderatem Verbrauch stoßen damit an Grenzen, wenn es um neue oder erweiterte Anschlüsse geht.


Technologie erhöht den Grundbedarf

Moderne Produktions- und Logistikprozesse sind auf eine konstante und leistungsstarke Stromversorgung angewiesen. Verfahren wie 3D-Druck, CNC-Bearbeitung oder Batteriemontage benötigen Energie für Maschinen, Kühlung, Prüftechnik und Robotik. Diese Systeme laufen häufig im Dauerbetrieb. Ein teilautomatisiertes Warehouse mit 20.000 Quadratmetern Fläche verbraucht laut Fraunhofer ISE etwa 0,3 MW Grundlast beziehungsweise 2–3 GWh pro Jahr. Ohne verlässliche Anschlussleistung sind solche Nutzungen wirtschaftlich kaum darstellbar.


Eigene Erzeugung kann dies bislang nur begrenzt ausgleichen. Photovoltaik auf Hallendächern deckt in der Regel nur einen Teil des Bedarfs. Selbst große Anlagen liefern selten mehr als vier Megawatt. Für Logistikprozesse mit zweistelligem Verbrauch ist das zu wenig. Batteriespeicher können Lastspitzen abfedern und kurzfristig unterstützen, ersetzen aber keine stabile Grundversorgung.


Bremse für Entwicklung und Kapital

Der Engpass ist längst nicht mehr nur ein technisches Thema, sondern beeinflusst Investitionen direkt. 2024 erhielt der Verteilnetzbetreiber Stromnetz Berlin Anfragen über mehr als 1.000 MW, also mehr als die Hälfte der heutigen Netzlast der Stadt. Um die knappen Ressourcen gerechter zu verteilen, wurde das bisherige „Windhundprinzip“ durch ein Repartierungsverfahren ersetzt. Die verfügbare Leistung wird gleichmäßig auf alle fristgerechten Anträge verteilt. Das ist ein nachvollziehbarer Schritt in der Verteilung, ändert aber nichts am strukturellen Mangel.


Andere Standorte reagieren unterschiedlich. Frankfurt verfolgt den Ansatz, Großverbraucher in Campusstrukturen zu bündeln und dafür neue 110-Kilovolt-Schaltanlagen zu schaffen. Hamburg setzt auf einen kontinuierlichen Netzausbau. Dennoch bleibt die Grundtendenz ähnlich: Die Dynamik der Flächennachfrage überholt vielerorts die Geschwindigkeit, mit der Energieinfrastruktur ausgebaut werden kann.


Damit verändert sich auch die Marktlogik.Flächen mit gesicherter Netzkapazität entwickeln sich zunehmend zu besonders gefragten Standorten. Die Netzlage wirkt sich auf Entwicklungschancen, Transaktionsvolumen und Mietpotenziale aus. Umgekehrt verlieren Areale ohne ausreichende Anschlussmöglichkeiten an Attraktivität und in der Folge an Wert. Aus Entwicklersicht rückt die Frage der verfügbaren Anschlussleistung deshalb in vielen Fällen an die erste Stelle der Prüfung, noch vor klassischen Kriterien wie Mikrolage oder Erreichbarkeit.


Blick nach vorn

Für 2026 und die Folgejahre wird entscheidend sein, wie schnell Netzbetreiber, Kommunen und Projektentwickler gemeinsam reagieren. Investitionen in Umspannwerke, intelligentes Lastmanagement und Zwischenspeicherlösungen gewinnen strategisch an Gewicht. Wer Energieverfügbarkeit frühzeitig in die Standortanalyse einbindet, kann Risiken reduzieren und langfristig belastbare Entscheidungen für eine nachhaltige Logistikentwicklung treffen.


Strom ist damit nicht nur ein relevanter Kostenfaktor, sondern zunehmend die Grundlage dafür, ob ein Logistikstandort seine geplante Funktion überhaupt erfüllen kann.

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