Zwischen Zen und Sizilianischem Barock

Dieses Einfamilienhaus befindet sich mitten in der Altstadt von Noto, der unbestrittenen Hauptstadt des sizilianischen Barocks. Es erstreckt sich auf zwei Ebenen, jede mit separatem Eingang, und überrascht durch seine unerwartete Identität: eine Innenarchitektur, die Zen-Minimalismus und mediterrane Wärme miteinander verbindet. Die Räume entfalten sich wie eine neutrale Leinwand in unendlichen Weißtönen, auf der natürliche Materialien, staubige Farben und Details von hohem kulturellem Wert hervorstechen. Alles dreht sich um einen subtilen Dialog zwischen Japan und Sizilien: Die japanische Wesentlichkeit trifft auf die mediterrane Sanftheit und schafft einen hellen, harmonischen Raum, der von raffinierten Kontrasten durchzogen ist. Das Obergeschoss: Licht, Schwebezustand und Design Das Obergeschoss öffnet sich zu einem großzügigen Open Space, der Wohnzimmer, Küche und Essbereich umfasst. Hier koexistieren Antikes und Zeitgenössisches mit überraschender Natürlichkeit. Das Herzstück des Raumes ist der große schwebende Kamin, um den sich eine umlaufende Sitzbank-Couch erstreckt, eine Art „Grube”, die zum Mittelpunkt des häuslichen Lebens und zu einem spektakulären Aussichtspunkt wird. Die maßgeschneiderte, raffinierte Küche spielt mit einem Puderrosa-Farbton, der an mediterrane Sonnenuntergänge erinnert. Die essentiellen, geometrischen Oberflächen beherbergen diskret integrierte Elektrogeräte und lassen die historischen Wände, die sie umgeben, atmen. Im Zentrum des Essbereichs thront ein handgefertigter Marmortisch, der von italienischen Modellen der 60er- und 70er-Jahre inspiriert ist – eine Hommage an die Poesie von Mangiarotti. Ergänzt wird er durch einen Satz Stühle von Kazuhide Takahama für Simon Gavina, leichte und ikonische Möbelstücke, die perfekt zur orientalischen Ästhetik passen, die die gesamte Wohnung durchzieht. Über ihm verbreitet der große Kronleuchter aus Reispapier von Isamu Noguchi ein warmes, gedämpftes Licht. Die Beleuchtung des ersten Obergeschosses wird durch zwei runde Wandleuchten von Arteluce, die schlicht und funktional sind, und die Stehleuchte „Toio” von Flos ergänzt, die den Raum mit einem dezenten, gerichteten Licht erhellt. Das kleine Badezimmer auf dieser Etage, das durch ein helles Blau belebt wird, beherbergt originale Sanitäranlagen aus den 70er Jahren; die Fliesen erinnern zwar an den Stil dieser Zeit, sind aber absolut zeitgemäß. Die Dusche hat einen bodengleichen Abfluss. Die Tür ist eine in die Wand eingelassene Schiebetür. Der Schlafbereich befindet sich auf dem Dachboden, einem über dem Wohnzimmer schwebenden Nest. Die Decke zeichnet sich durch ihre originale Flechtwerkverkleidung aus, die ein Spiel natürlicher Texturen erzeugt. Die Lampe von Achille Castiglioni beleuchtet den Raum sanft. Der Dachboden lässt sich leicht umgestalten: Durch das Drehen des Bettes kann der Bereich dank der speziell dafür vorgesehenen Steckdose mit Satellitenschüssel in einen Fernsehbereich verwandelt werden. Vom Obergeschoss aus gelangt man auch in den kleinen Innenhof unter freiem Himmel. Hier befinden sich eine Außendusche, eine Wandleuchte und eine Steckdose: ein idealer Ort zum Lesen, Entspannen oder für ein Abendessen an Sommerabenden. In einem großen Blumenkasten wächst eine Glyzinie, die im Sommer sowohl dem Innenhof als auch den Innenräumen Schatten spendet. Die Fenster und die Eingangstür zum Innenhof sind aus Eisen und eine exakte Nachbildung des alten Modells, mit ebenfalls aus Eisen gefertigten Innenfensterläden. Das Untergeschoss: intime Atmosphäre und japanischer Geist Eine skulpturale Betontreppe, inspiriert von den strengen Geometrien Carlo Scarpas, verbindet die beiden Ebenen. Entlang der Treppe verbreitet eine einzige originale Wandleuchte aus den 70er Jahren von Tobia Scarpa für Flos ein weiches, gerichtetes Licht. Die untere Etage offenbart eine gemütlichere und ruhigere Umgebung mit alten Steinwänden und mit Kalk verputzten Ziegeln. Das Licht fällt durch kleine Fenster mit Blick auf den Innenhof und schafft eine natürlich kühle Atmosphäre, ideal für die Sommerruhe. Das Badezimmer auf dieser Etage ist von japanischen Wasserritualen inspiriert. Die gemauerte, bodengleiche und mit Fliesen verkleidete Badewanne erinnert an ein Ofuro: höher, breiter, aber kürzer als traditionelle Badewannen, ganz im Stil der 70er Jahre. Auch hier ist die Tür eine versenkte Schiebetür, um den Platz optimal zu nutzen. Der Entspannungsbereich beherbergt einen Eames Lounge Chair, der eine ikonische Note des Industriedesigns hinzufügt. Auch die Tür im Untergeschoss, die sich zur Gasse hin öffnet, ist aus Eisen. In der kleinen Gasse im Außenbereich kann man eine Hängematte aufhängen und einen ruhigen Ort im Freien genießen. Die Einrichtung ist spärlich und mit akribischer Sorgfalt ausgewählt, ganz im Sinne des orientalischen Minimalismus, während die Originalelemente das authentische Sizilien widerspiegeln.