Bunte Welten – Paola Lenti

Die Marke trägt ihren Namen, doch Paola Lenti stellt ihre Designs in den Vordergrund, nicht sich selbst. Ihre Möbel sprechen für sie. Form und Funktion gehen Hand in Hand, die Optik verrät ihre große Leidenschaft: Farben, je bunter, desto besser. Paola Lenti schafft Wohnwelten, die in natürlicher Umgebung in allen Tönen des Regenbogens leuchten, die Grundfarben lassen sich zu unzähligen Nuancen kombinieren.

Alles begann mit Teppichen, sie waren das erste Produkt aus dem Hause Paola Lenti. Über 30 Jahre liegen die Anfänge zurück. Forschungsdrang und Einfallsreichtum zeichnen das Unternehmen bis heute aus. Lenti ist Vorreiterin in der Entwicklung robuster und strapazierfähiger Garne und Stoffe, die ästhetisch und nachhaltig zugleich sind. Längst umfasst das Portfolio neben Outdoormöbeln und Interior auch Wohnaccessoires und verspielte Recycling-Kollektionen. Der Firmensitz liegt in Meda, keine Stunde von Italiens Designhauptstadt Mailand entfernt. Der Showroom öffnet sich – wie könnte es anders sein – zu einem weitläufigen Garten.

Signora Lenti, wie wichtig ist dieser Garten für Ihre Kreativität?

Der Garten in Meda ist für uns eine Quelle der Inspiration und des Wohlbefindens. Ich betrachte die Natur seit jeher als das wichtigste Element des Lebens im Freien. Sie bildet das Herzstück all unserer Projekte.

„Outdoor ist das neue Indoor“ – stimmen Sie dieser Aussage zu?

Wir entwerfen jedes Möbelstück und jedes Wohnaccessoire so, dass es freundlich, langlebig und komfortabel ist und dabei auch noch gut aussieht. Es soll einen harmonischen Dialog mit der natürlichen Umgebung ermöglichen. Neue Farbnuancen, exklusive Dekore, technische Stoffe und handwerkliche Produktionen definieren lebendige Outdoorumgebungen. Heutzutage wird den Außenbereichen deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Wie wichtig sie sind, haben wir nicht zuletzt während der jüngsten Pandemie erlebt.

Was sind die Herausforderungen beim Design von Gartenmöbeln?

Produkte zu entwerfen, die sich in die Natur einfügen, ohne sie zu überladen, und die genauso bequem und angenehm sind wie die, die für den Innenbereich konzipiert wurden. Wir wollen Schönheit erlebbar machen und dabei den Wünschen einer anspruchsvollen Kundschaft gerecht werden, die auf der Suche nach exklusiven Produkten ist. Möbel für den Außenbereich müssen strengste Anforderungen in Bezug auf Qualität, Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit erfüllen, auch unter extremen Bedingungen wie Küstenlage und besonderen Temperaturen. Und das, ohne durch Schadstoffe die Umwelt zu belasten oder die Recyclingfähigkeit zu verlieren. Was für den Innenbereich entwickelt wurde, lässt sich nicht einfach auf den Außenbereich übertragen. Die Umgebungen erfordern völlig unterschiedliche Ansätze.

In den 90er-Jahren gab es weit weniger Optionen und geeignete Materialien. Sie sind eine Pionierin in Ihrer Branche. Was hat sie dazu bewogen, sich auf Outdoorprodukte zu konzentrieren?

Als wir das Unternehmen 1994 gründeten, waren Möbel für den Außenbereich meist aus Stahl, Holz oder Gusseisen – Materialien, die nicht gerade bequem waren. Wir wollten aber Komfort auch in den Garten und auf die Terrasse bringen. Also machten wir uns auf die Suche nach der richtigen Faser. Der Kunststoff Polypropylen schien uns besonders geeignet. Wir haben ihn gemeinsam mit Universitäten und Forschungszentren untersucht, um ihn zu optimieren und für den Außenbereich anzupassen. Daraus entstand „Rope“ – ein Garn, auf dem bis heute zahlreiche Stoffe, Seile und textile Strukturen in unseren Kollektionen basieren. Es war das erste Material, das wir selbst entwickelt haben.

Ihre Kollektionen werden in über 60 Ländern vertrieben, kürzlich haben Sie Ihre Präsenz in den USA, Dubai und Mumbai ausgebaut. Wie schaffen Sie es, traditionelle Werte zu bewahren und gleichzeitig neue Trends zu setzen?

Wir haben immer das getan, was uns natürlich erschien, und in die Erforschung nachhaltiger Designlösungen investiert. Zum Beispiel wird unser Garn nicht zusätzlich behandelt. Oft führen die zur Imprägnierung verwendeten Substanzen dazu, dass sie bei Regen ausgewaschen werden und den Boden sowie das Grundwasser belasten. Unsere Textilien sind so konzipiert, dass sie der Umwelt nicht schaden und vielseitig einsetzbar sind. Außerdem haben wir bei der Entwicklung unserer Bezüge und Produkte versucht, einige vom Aussterben bedrohte Handwerkstechniken wie das Flechten wiederzubeleben und die Produktion stets in Italien zu halten. Heute sind wir ein Industrieunternehmen, arbeiten jedoch mit Schneidern, Polsterern, Architekten, Ingenieuren und Flechtern zusammen. Wir bemühen uns um eine rein italienische Lieferkette.

Ihre Schwester Anna Lenti ist seit dem Jahr 2000 CEO der Firma. Wie wichtig ist Ihnen dieser familiäre Rückhalt?

Die Präsenz meiner Schwester ist für mich essenziell. Ich bin der kreative Part, sie der rationale. Ich verbringe meine Tage im Unternehmen, meine Werkzeuge sind Fäden, Stoffe, Farben. Anna ist oft auf Reisen, arbeitet am Laptop mit Excel-Dateien. Ich spreche mit Lieferanten, Handwerkern und Designern; sie mit Agenten und Kunden. Wir tauschen uns ständig aus.

Paola Lenti steht seit jeher für ausdrucksstarke Farben. Woher kommt Ihr Farbgefühl?

Mein Sinn für Farben ist ein Geschenk, mit dem ich geboren wurde. Ich experimentiere gern. Farben sind wie Noten in einem Musikstück, es kommt darauf an, wie man sie kombiniert. Ich liebe alle Farben, mal bevorzuge ich flüchtigere, mal sind es Erdtöne, oder ich erkunde die unzähligen Grünnuancen, die die Natur hervorbringt – das hängt von meiner Stimmung ab. Mehr als 30 Jahre Arbeit haben ein reiches Farbalphabet hervorgebracht.

Worauf liegt Ihr Fokus in diesem Sommer?

Neue Produkte werden unsere Indoor-Kollektion erweitern, mit einer starken Präsenz von Naturmaterialien wie Holz. Im Outdoorbereich experimentieren wir weiter mit Stoffen, Farben und Dekoren unserer synthetischen und technischen Textilien, die immer weicher und einladender werden.