Preiseinbruch, Käuferrückgang und Wohnungsleerstände? Über die Auswirkungen der Corona-Krise auf dem Immobilienmarkt wird bislang viel spekuliert. Engel & Völkers hat die Marktdaten für die sieben größten Metropolen in Deutschland im Zeitraum von März bis Mai 2020 ausgewertet: Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Köln, Düsseldorf und Stuttgart. Das Ergebnis: „Aufgrund der Kontakt-beschränkungen sind die Aktivitäten von Käufern und Investoren Anfang März bis Ende Mai leicht zurückgegangen. Seit Beginn der Lockerungen liegen die Aktivitäten wieder auf Vorkrisenniveau und zum Teil sogar darüber”, sagt Kai Enders, Vorstandsmitglied der Engel & Völkers AG, und führt weiter aus: „Die Immobilienpreise sind in den vergangen Wochen stabil geblieben. Für das Gesamtjahr rechnen wir mit einem leichten Preisanstieg.“
Wohnimmobilienmarkt Deutschland: Aufwärtstrend trotz Corona-Pandemie
Berlin
Die allgemeine Verunsicherung aufgrund der Pandemie schlug sich in den vergangenen Monaten kaum auf das Verhalten der Immobilieneigentümer nieder. Engel & Völkers verzeichnete keinen wesentlichen Rückgang bei den angefragten Einwertungen oder bei der Anzahl der zum Verkauf stehenden Objekte in der Bundeshauptstadt. „Wir haben extrem viele Anfragen erhalten” berichtet Christian von Gottberg, Geschäftsführer des Engel & Völkers Market Center Berlin Hohenzollerndamm. Die Anzahl der realen Besichtigungen ging nur minimal zurück, während die virtuellen Besichtigungen sogar um 100 Prozent zunahmen. Durch Finanzierungsengpässe verzögerten sich rund 44 Prozent der Abschlüsse. „Ein Scheitern von Abschlüssen aufgrund der Corona-Situation haben wir allerdings nicht erlebt”, erklärt Günter Th. Fischer, Geschäftsführer des Engel & Völkers Market Center Berlin-Mitte. Dementsprechend optimistisch fällt die Zukunftsprognose aus. „Auch während der Krise sind unsere Umsätze stabil geblieben. Mit den Lockerungen kehren nun auch die Verkäufer verstärkt zurück”, so Christian von Gottberg. „Die Preise bewegen sich auf unverändert hohem Niveau. Daran wird sich aus unserer Sicht zunächst auch nichts ändern”, ergänzt Günter Th. Fischer. Besonders gefragt sind aktuell Häuser und Wohnungen, die über einen Garten oder eine Terrasse bzw. Dachterrasse verfügen. In Toplagen wie Berlin-Dahlem können für solche Villen bis zu 10 Millionen Euro erzielt werden. Für eine Eigentumswohnung in bester Lage von Berlin-Mitte werden aktuell bis zu 21.000 Euro pro Quadratmeter aufgerufen.
Hamburg
Die Immobilienpreise in der Elbmetropole befanden sich vor der Corona-Krise bereits auf sehr hohem Niveau und haben sich im Betrachtungszeitraum weiter stabil entwickelt. „Der Hamburger Immobilienmarkt ist von einem deutlichen Nachfrageüberhang und einem gleichzeitig äußerst limitierten Objektangebot gekennzeichnet. Diese Rahmenbedingungen führen dazu, dass auch in Zeiten von Corona in den Top-Lagen sehr hohe Verkaufs- und Mietpreise erzielt werden konnten”, sagt Lena Soyke, Geschäftsführerin des Engel & Völkers Market Center Hamburg Elbe. Für Villen entlang der Alster und Elbe werden weiterhin Kaufpreise von 10 Millionen Euro aufgerufen. Für Eigentumswohnungen in den teuren Lagen wie Uhlenhorst, Rotherbaum, Harvestehude oder HafenCity werden Spitzenquadratmeterpreise von 20.000 Euro erzielt. Ausnahmeobjekte wie zum Beispiel Eigentumswohnungen in der Elbphilharmonie erreichen bis zu 30.000 Euro pro Quadratmeter. „Social Distancing hat den Lebens- und Arbeitsalltag vieler Menschen ins Eigenheim verlagert. Wenn die sonst übliche Bewegungsfreiheit reduziert wird, bekommen Objektmerkmale wie ein Arbeitszimmer, ein Balkon oder ein Garten einen höheren Stellenwert”, erklärt Lena Soyke. Auch Philip Bonhoeffer, Geschäftsführender Gesellschafter der E+V Hamburg Immobilien GmbH, bestätigt die veränderten Suchkriterien der Immobilienkunden infolge der Corona-Krise. Zudem sagt er: „In den letzten drei Monaten zeigten sich Interessenten sehr aufgeschlossen gegenüber digitalen Technologien. Unsere Kunden haben virtuelle Besichtigungstermine mit viel Zuspruch angenommen.” Während die Anzahl von persönlichen Besichtigungen in der Hansestadt im Betrachtungszeitraum nur leicht zurückging (-10 Prozent), hat die Anzahl virtueller Besichtigungen um ganze 360 Prozent zugelegt.
München
In der bayerischen Metropole mit den teuersten Immobilienpreisen Deutschlands zeigten sich Käufer und Interessenten in den letzten drei Monaten teilweise verhalten. „Im Premiumsegment war eine gewisse Verunsicherung und Abwartehaltung zu spüren. Einige Kunden haben ihre Immobilientransaktionen verschoben, weshalb wir für das dritte und vierte Quartal weitere Nachholeffekte erwarten”, sagt Florian Freytag-Gross, Geschäftsführer der EuV Residential Lizenzholding GmbH und führt weiter aus: „Mit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen sehen wir allerdings jetzt schone eine positive Trendwende. Die Nachfrage ist wieder angezogen und die Preise sind stabil.” Von März bis Mai haben sich die Immobilienpreise in München auf einem konstant hohen Niveau entwickelt. In den sehr guten Lagen wie Altstadt-Lehel, Alt-Bogenhausen, Herzogpark oder Schwabing beträgt der Kaufpreis für Villen bis zu 20 Millionen Euro. Eigentumswohnungen in denselben Stadtteilen erreichen Quadratmeterpreise von bis zu 20.000 Euro in der Spitze. Trotz sehr strenger Sicherheitsmaßnahmen im Bundesland Bayern, ist es den Immobilienberatern von Engel & Völkers in den vergangenen drei Monaten gelungen, virtuelle Objektbesichtigungen anzubieten und erfolgreiche Kaufabschlüsse zu erzielen. „Die Corona-Krise hat bisher nicht die vielerorts prophezeiten Preiseinstürze hervorgebracht. München wird weiterhin ein beliebtes Eigenheim- und Anlageziel bleiben”, erklärt Florian Freytag-Gross.
Frankfurt am Main
In allen Gebieten in Frankfurt haben sich die Preise während der Corona-Pandemie stabil entwickelt. Der Immobilienmarkt ist nach wie vor von einer hohen Nachfrage bei gleichzeitig begrenztem Angebot geprägt. „In den vergangenen Monaten hat zwar die Anzahl von persönlichen Besichtigungsanfragen abgenommen, dafür stieg allerdings die Qualität der Kundenanfragen. Somit gab es bei Interessenten eine weitaus höhere konkrete Kaufabsicht als vor Corona und es wurden sogar mehr Abschlüsse generiert als in den Vergleichsmonaten des Vorjahres”, sagt David Schmitt, Geschäftsführender Gesellschafter von Engel & Völkers Frankfurt. Insbesondere im Premiumsegment verzeichnet Engel & Völkers eine erhöhte Nachfrage. In den Bestlagen, zu denen unter anderem das Diplomatenviertel, das Holzhausenviertel sowie der Stadtteil Westend-Nord zählen, wurden im Segment der Ein- und Zweifamilienhäuser Preise von bis zu 4,8 Millionen Euro erzielt. Für exklusive Eigentumswohnungen lagen die Preise bei 14.000 Euro pro Quadratmeter. Dominiert wird der Frankfurter Immobilienmarkt mit 90 Prozent von nationalen Käufern. „Wir beobachten, dass unserer Kunden vermehrt nach Einfamilienhäusern sowie Luxus-Neubauten mit einem eigenen Garten suchen. Dabei handelt es sich häufig um freistehende Häuser, Doppelhäuser oder Reihenhäuser. Auch Großwohnungen mit Gartenanteil sind weiterhin sehr gefragt“, so David Schmitt.
Köln
Noch immer prägen eine wachsende Nachfrage und geringes Angebot den Immobilienmarkt in Köln. „Obwohl seit Beginn der Corona-Beschränkungen Wohnungsbesichtigungen nur noch begrenzt möglich waren, konnten wir dank dem engen Kontakt zu unseren Kunden, schnellen Veröffentlichungen auf Internetportalen und virtuellen Besichtigungen Abschlüsse generieren. Wir haben in den letzten Wochen beobachtet, dass digitale Vermarktungsangebote immer wichtiger werden, auch wenn sie die physischen Besichtigungen kurzfristig nicht ersetzen können”, sagt Florian Freytag-Gross, Geschäftsführer der Engel & Völkers Immobilien Deutschland GmbH. Derzeit stammt die Mehrheit der Suchkunden mit rund 95 Prozent aus Deutschland. Sie interessieren sich insbesondere für Immobilien im Premiumsegment und für Eigentumswohnungen als Kapitalanlage. In den exklusivsten Stadtteilen, zu denen Marienburg, Lindenthal und Rodenkirchen zählen, erreichten exklusive Villen Höchstpreise von bis zu 10 Millionen Euro. Für hochwertige Eigentumswohnungen wurden hier Quadratmeterpreise bis zu 10.000 Euro aufgerufen. Florian Freytag-Gross geht auch künftig von einer stabilen Preisentwicklung aus: „Bislang übersteigt die Nachfrage und der Wunsch nach einem Eigenheim noch immer deutlich das knappe Angebot. Somit sehen wir derzeit keine signifikanten Veränderungen auf dem Wohnungsmarkt infolge der Pandemie.”
Düsseldorf
Im Zuge der Corona-Krise haben sich in der Rheinmetropole zunächst Abschlüsse verzögert, da beispielsweise wichtige Unterlagen der Bank fehlten oder Besichtigungen erschwert wurden. Besonders im Premiumsegment hatten die Interessenten den Wunsch, das Objekt persönlich zu besichtigen. Mit Beginn der Lockerungen hat sich die Situation gewandelt: „Der Markt ist lebendiger als zuvor, die Nachfrage ist sehr groß”, erklärt Birgit Pfeiffer, Geschäftsführerin von Engel & Völkers Düsseldorf. Insgesamt ist die Nachfrage leicht gestiegen, weshalb weiterhin hohe Preise realisiert werden können. In den besten Lagen werden für Häuser bis zu 8 Millionen Euro aufgerufen. Für Eigentumswohnungen liegen die Top-Angebotspreise bei 15.000 Euro pro Quadratmeter. Aktuell gehen die Anfragen internationaler Kunden noch etwas verhalten ein. Sie machen 15 Prozent aus, während 85 Prozent der Käufer aus Deutschland kommen. Besonders begehrt sind derzeit werthaltige Immobilien in guter Lage mit Steigerungspotenzial. Das große Interesse an Immobilien begründet Birgit Pfeiffer folgendermaßen: „Zum einen stellt die Immobilie ein Zuhause, also einen sicheren Ort dar - auch in unruhigen Zeiten. Es ist aber zugleich eine Investition in die Zukunft, die eventuell sogar noch mit einer Preissteigerung verbunden ist. Doch auch ein Wiederverkauf ohne finanzielle Verluste spielt bei unseren Beratungen momentan immer wieder eine zentrale Rolle. ”
Stuttgart
Die Nachfrage nach Wohnimmobilien in der Schwabenmetropole Stuttgart hat sich auch während der Kontaktbeschränkungen infolge von Corona beständig fortgesetzt. Der Markt wird weiter von nationalen Käufern dominiert, die nach Objekten zur Selbstnutzung suchen. „Unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen konnten unsere Immobilienberater persönliche Besichtigungen durchführen und Abschlüsse generieren”, sagt Stephan-Andreas Philipp, Geschäftsführer von Engel & Völkers Stuttgart-Mitte. Zu den Top-Lagen der baden-württembergischen Hauptstadt gehören der Killesberg, die Gänsheide, der Bopser sowie die Höhenlagen Degerloch und Sillenbuch. Besonders begehrt sind hier Häuser in den bevorzugten Höhenlagen mit großflächigen Grundstücken oder familiengerechte Wohnungen mit vier bis fünf Zimmern. „In den letzten Monaten war die Nachfrage zwar leicht reduziert, aber die Qualität der Kundenanfragen ist sowohl beim Kauf als auch bei der Vermietung gestiegen”, resümiert Thilo Preller, Geschäftsführer von Engel & Völkers Stuttgart Feuerbach. Der deutliche Nachfrageüberhang für Wohnimmobilien in Stuttgart sichert die positive Preisentwicklung trotz der Corona-Krise. In sehr guten Lagen betragen die Kaufpreise für Villen bis zu 4,5 Millionen Euro. Für Eigentumswohnungen in diesen Lagen reicht der Quadratmeterpreis bis 10.000 Euro.
Ausblick: Corona stärkt den Wunsch nach einem sicheren Eigenheim und einer wertstabilen Geldanlage
Die Analyse von Engel & Völkers zeigt, dass der Coronavirus nichts am grundsätzlichen Wohnbedürfnis der Menschen geändert hat. Im Gegenteil: „Den Menschen ist vielmehr bewusst geworden, wie wichtig ein schönes Zuhause ist”, resümiert Kai Enders. Angesichts der volatilen Aktienmärkte und dem Mangel an Anlagealternativen sowie den günstigen Hypothekenkonditionen werden Käufer und Investoren langfristig bevorzugt in krisenresistente Immobilien investieren. Grund genug für Kai Enders, um zuversichtlich in die Zukunft zu blicken: „In Krisenzeiten setzen Kapitalanleger traditionell auf renditeträchtige Alternativen. Bei Privatkäufern manifestiert sich hingegen der Wunsch nach einem Rückzugsort zum Wohlfühlen. Immobilien in hochwertigen Lagen der deutschen Top-7-Städte erweisen sich daher als ideales Investment.”