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Eine Reise in die Renaissance: Vielseitige Erlebnisse im Herrenhaus Hoyerswort

In Oldenswort auf Eiderstedt, rund 25 km östlich von Sankt Peter-Ording, befindet sich die beeindruckende Gutshofanlage Hoyerswort – ein echtes Stück Eiderstedter Renaissancegeschichte. Auf der von Graften umgebenden Insel liegt das um 1550 erbaute Herrenhaus, das sich seit seiner Erbauung größtenteils noch unverändert präsentiert und damit eines der ältesten seiner Art in ganz Schleswig-Holstein ist. Im Jahr 1704 kam der für die Region traditionelle Haubarg dazu, allerdings rund 1,5 km südlich von Hoyerswort. Erst im Jahr 1779 wurde der Haubarg auf die Gutshofanlage verlegt, wo er fortan als Stallgebäude diente.


Im Laufe seiner langen Geschichte ging der Schlüssel zum Gutshof durch mehrere Hände: Von Herzog Adolph von Gottorf über den bedeutenden Staller Caspar Hoyer und die Herzoginwitwe Auguste von Husum, gefolgt von 240 Jahren, in denen das Herrenhaus dem Bauerngeschlecht der Hamkens gehörte. Seit 2011 ist der Keramiker Alfred Jordy der Eigentümer der Gutshofanlage, die heute unter Denkmalschutz steht. Über die Jahre hat Alfred Jordy mit viel Liebe zum Detail Wohnräume renoviert, Haustechnik, Küchen und Bäder erneuert und die Fassade restauriert – und so ist im Laufe des letzten Jahrzehnts auf der Gutshofanlage ein Café, ein Restaurant im Haubarg, ein Museum, Ferienwohnungen und ein Skulpturengarten entstanden. Auch seiner Tätigkeit als Keramiker geht Alfred Jordy nach, indem er in seiner Werkstatt in der ehemaligen Kapelle des Renaissancebaues Keramik – unter anderem Wandfliesen in Fayence-Qualität – in Handarbeit herstellt.


Auch wenn all dies bereits genug Gründe wären, dem Herrenhaus Hoyerswort einen Besuch abzustatten, setzen Alfred Jordy und sein Team noch einen drauf: In regelmäßigen Abständen finden im Kaminzimmer, im Café und bei schönem Wetter draußen Konzerte, Ausstellungen und Lesungen statt. In diesem Sommer fand beispielsweise das 11. Hoyersworter Musikfestival statt, im September das Apfelfest, bei dem unter anderem Apfelwein, Apfel-Rosé oder Apfelportwein aus eigener Herstellung angeboten werden. Was nicht fehlen darf, ist natürlich ein Weihnachtsmarkt. Auch diesen finden Sie auf Hoyerswort am Wochenende vom 10.-11. Dezember. Wer mehr über das Gutshaus und seine Geschichte erfahren möchte, sollte außerdem unbedingt an einer der geführten (und kostümierten) Hausführungen teilnehmen.


Wir haben mit dem Eigentümer Alfred Jordy über die Besonderheiten des Herrenhauses gesprochen und erfahren, warum er die Übernahme von Hoyerswort als Herausforderung seines Lebens bezeichnet. Außerdem verrät er uns, wie er es schafft, auch nach fast 500 Jahren die Geschichte des Hauses am Leben zu halten und so Tradition und Moderne zu vereinen.

Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Lieber Herr Jordy, vielen Dank, dass wir mehr über ihr beeindruckendes Herrenhaus erfahren dürfen! Sie haben ja bereits ein Buch über Hoyerswort geschrieben – die Herausforderung Ihres Lebens, wie Sie es betitelt haben. Warum haben Sie sich für den Kauf von Hoyerswort entschieden und diese Herausforderung angenommen?


Alfred Jordy:

Nach der Trennung von meiner damaligen Frau und des Verkaufs des gemeinsamen Sylter Hauses konnte ich mich völlig neu orientieren. Zur Ruhe setzen wollte ich mich aber nicht, sondern ich suchte einen schönen Platz zum Leben, an dem ich auch arbeiten und meine Keramiken verkaufen konnte.


Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Hatten Sie von Anfang an eine klare Vision für Hoyerswort und von den Angeboten, die Sie Ihren Besuchern und Besucherinnen machen wollten? Oder sind Ihre Ideen mit der Zeit oder spontan entstanden?


Alfred Jordy:

Das Konzept stand von Anfang an fest, den Standort neben der Keramik durch eine Restauration, ein Museum und Veranstaltungen noch attraktiver zu gestalten, um mehr Besucher anzuziehen. Allerdings hat sich dann das Ausmaß doch recht verselbständigt und meine anfänglichen Vorstellungen bei Weitem übertroffen.

Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Auch wenn die Geschichte des Hauses ein ganzes Buch füllen kann: Können Sie in wenigen Sätzen die wichtigsten und spannendsten Fakten rund um das Herrenhaus mit uns und unseren Leser*innen teilen?


Alfred Jordy:

Hoyerswort ist ein sehr geschichtsträchtiger Standort, an der sich die Geschichte Eiderstedts von der römischen Kaiserzeit bis zur Nazizeit gut erzählen lässt. Auch ist das Gebäude selbst einer der schönsten und noch recht ursprünglich gebliebenen Renaissancebauten Schleswig-Holsteins. Abgerundet wird das Ganze durch die Spukgeschichte, auf den ein Blutfleck im ehemaligen Rittersaal hinweist. Der Dichter Friedrich Hebbel erzählt die Geschichte vom Tanz eines Mädchens mit dem Teufel.


Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Im Frühjahr 2022 haben Sie im Haubarg neben dem Herrenhaus eine Ausstellung über die „Zeit der Renaissance in Eiderstedt“ eingerichtet. Wie schaffen Sie es darüber hinaus, die Geschichte des Hauses am Leben zu halten und wie machen Sie die Renaissance für Besucher*innen im 21. Jahrhundert erlebbar?


Alfred Jordy:

Meine Hausführungen ca. 50 Mal im Jahr in alter spanischer Tracht berichten von der Geschichte Hoyersworts und ganz Eiderstedts. Darüber hinaus wird Vieles in den Museen im Herrenhaus und im Haubarg erzählt.

Die europäische Renaissance ist eine der spannendsten Epochen der Menschheitsgeschichte, der Übergang vom düsteren Mittelalter zur Aufklärung. Gerade auf Eiderstedt hat diese Epoche tiefe Spuren hinterlassen. Die Einwanderung niederländischer Glaubensflüchtlinge im 16. Und 17. Jahrhundert brachte viele neue Errungenschaften mit sich, aber auch viele Glaubensauseinandersetzungen in dieser von der Reformation geprägten Zeit. Berichtet wird einleitend über die Renaissance allgemein in Italien und Flandern, dann über die Glaubensfragen in der Reformation, die Auseinandersetzung zwischen Humanisten, Lutheranern, Calvinisten und Täufern. Der Haubarg, die Holländerei und das Deichbauwesen werden erklärt, und schließlich wird von den Bauwerken, den 18 Eiderstedter Kirchen, dem Tönninger Schloss und dem Herrenhaus Hoyerswort berichtet.

Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Sie betreiben das Herrenhaus Hoyerswort zusammen mit Ihrer Familie. Wie ist es, mit mehreren Generationen das Haus zu führen und wer übernimmt welche Aufgaben?


Alfred Jordy:

Inzwischen lebt auch meine Tochter mit Familie auf Hoyerswort, und ich genieße es, meinen Enkel aufwachsen zu sehen. Dennoch hat jeder seine eigene Wohnung, und die Aufgaben sind getrennt. Ich betreibe mit meiner Lebenspartnerin Brigitte Jürgensen das Café, und meine Tochter Anna Bothe führt mit ihrem Mann Hermann die neue Brasserie. Die Töpferei teile ich mit meiner Tochter, wobei aber jeder seine eigenen Sachen macht. Inzwischen bin ich dabei, Alles sukzessive an die nächste Generation abzugeben, da ich nun schon 71 Jahre alt bin.


Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Welche Bedeutung hat ein Herrenhaus wie Hoyerswort für Schleswig-Holstein aus Ihrer Sicht? Was bedeutet Ihnen persönlich die Region und was schätzen Sie besonders an Eiderstedt?


Alfred Jordy:

Hoyerswort ist das einzige wirkliche Herrenhaus (ehemaliger Adelssitz) an der gesamten Westküste und besitzt daher ein Alleinstellungsmerkmal bis Hamburg hin. Als recht ursprünglich erhaltener Renaissancebau ist Hoyerswort wohl ziemlich das älteste Herrenhaus in Schleswig-Holstein.

Ich bin auf Berliner Hinterhöfen aufgewachsen und weiß sehr gut die Weite der Landschaft und die gute Luft zu schätzen. Der horizontfreie Blick, die gerade Linie unter dem Himmel hat etwas Beruhigendes und schafft eine Verbindung zur Natur. Wirtschaftlich ist natürlich die Nähe zu St. Peter-Ording von großer Bedeutung.

 Hamburg
- Außenbereich mit Skulpturengarten © Herrenhaus Hoyerswort

Engel & Völkers Schleswig-Holstein:

Sie haben im Laufe des letzten Jahrzehnts etliche tolle Ideen und Angebote auf Hoyerswort umgesetzt. Sind bereits neue Pläne in der Mache, auf die Sie uns einen kleinen Vorgeschmack geben können?


Alfred Jordy:

In meinem Leben habe ich schon einige Häuser gebaut oder restauriert. Hier bin ich nun wirklich angekommen. Neben den laufenden Restaurierungsarbeiten will ich mich zukünftig mehr meinem eigentlichen Beruf, der Herstellung handbemalter Fliesen, zuwenden, was ich in den letzten Jahren vernachlässigt hatte. Auch will ich mich mehr geistigen Themen zuwenden, wie der Geschichte und auch den Glaubensfragen, wie ich es schon in meinem neuen Museum begonnen habe. Obwohl ich noch recht gesund bin, sind in meinem Alter doch die körperlichen Kräfte und auch die Lebenszeit begrenzt.


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Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Herrenhaus Hoyerswort.

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