Historische Baustoffe für nachhaltiges Bauen

Engel & Völkers Schleswig-Holstein: Lieber Herr Gostomsky, wir freuen uns, mehr über Ihren spannenden Betrieb zu erfahren! Fangen wir mal ganz vorne an: Wie ist die Idee für Sölstiin-Persch entstanden?

Uwe Gostomsky: Im Jahr 2018 entstand die Idee, einen Handel für historische Baustoffe zu gründen, da es häufiger vorkam, dass man genau die richtigen Materialien immer schwieriger bekommen konnte. Die Gesellschafter selbst arbeiten auf Sylt. Daher auch der Name: „Söl“ für Sylt und „Stiin“ für Stein. Die Gesellschafter beschlossen den Standort in Enge-Sande anzusiedeln. Hier wurde ein Showroom mit Natursteinböden und historischen Materialien ausgestattet. Es gab Büros, große Außenbereiche zum Lagern und eine Lager- und Produktionshalle. Viele Kunden wurden gewonnen. 2020 kauften dann die Gesellschafter das Gelände der Firma Persch. Und kurz darauf auch die gesamte Firma, die schon viele Jahre erfolgreich mit historischen Baustoffen handelte. So konnten die Kompetenzen der beiden Firmen gebündelt und verstärkt werden. Es entstand die Sölstiin-Persch GmbH & Co.KG.

Engel & Völkers Schleswig-Holstein: Das Thema Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen, vom alltäglichen Einkaufen bis hin zum Hausbau. Nachhaltigkeit und Recycling sind bei Ihren Produkten ja quasi immer inklusive. Wo kommen Ihre Produkte her und wie treffen Sie die Entscheidung, welche Baustoffe ein zweites Leben bekommen?

Uwe Gostomsky: Unsere Produkte stehen tatsächlich im Einklang mit den wachsenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Recycling. Wir beziehen unsere Materialien aus verschiedenen Quellen, darunter recycelte Baustoffe und nachhaltig gewonnene Ressourcen. Unser Fokus liegt darauf, Rohstoffe zu verwenden, die eine minimale Umweltbelastung verursachen und gleichzeitig eine hohe Qualität und Langlebigkeit unserer Produkte gewährleisten.

Die Entscheidung, welche historischen Mauersteine ein zweites Leben bekommen, erfolgt durch eine sorgfältige Auswahl und Bewertung der Steine sowie ihrer Geschichte und Eigenschaften. Die Steine kommen von Abbruchhäusern. Zunächst werden die Steine auf ihre strukturelle Integrität und ihre Eignung für den Wiederverwendungszweck geprüft. Dabei spielen Faktoren wie die Qualität des Materials, eventuelle Beschädigungen und die Möglichkeit einer Reinigung eine Rolle. In einem aufwändigem Verfahren werden alle Steine einzeln “geputzt“ und dann sortiert, sodass wir verschiedene Farben, Mischungen, Formate und Qualitäten anbieten können.

Engel & Völkers Schleswig-Holstein: Haben Sie den Trend zu mehr Nachhaltigkeit auch bei sich im Unternehmen spüren können? Gibt es ein gewachsenes Interesse an nachhaltigen und recycelten Baustoffen?

Uwe Gostomsky: Ja. Der Markt verlangt es. Wir können sogar unsere Steine häufig günstiger als neue Steine anbieten.  Das liegt einfach daran, dass eine Neuherstellung von Verblendsteinen sehr energieaufwändig ist. Gerade bei den heutigen Energiekosten spielt das eine große Rolle. Und optisch ist ein Haus mit einer historischen Verblendfassade nun mal auch sehr viel ansprechender als ein neues Industrieprodukt.

Engel & Völkers Schleswig-Holstein: Von Wandfliesen über Ziegel- und Natursteine bis hin zu Böden und Holz – Ihr Produktsortiment ist sehr breit gefächert und lässt kaum Wünsche offen. Welche Produkte sind bei Ihren Kunden besonders beliebt? Hat sich dies über die Jahre verändert und sehen Sie beispielsweise neue Trends in den Anfragen für bestimmte Produkte?

Uwe Gostomsky: Ja. Der Trend geht zu Natursteinfliesen im Haus und auch für die Gartengestaltung. Auch hier spielt die Ökologie eine große Rolle. Die Gewinnung und Bearbeitung ist zum Feinsteinzeug vergleichsweise umweltschonend. Der Naturstein wird mit wenig Aufwand aus dem Steinbruch abgebaut und je nach Verwendungszweck schnell und einfach weiterverarbeitet. Abfall entsteht dabei nicht, denn ein Verschnitt wird aussortiert und beispielsweise zu Schotter oder Kies verarbeitet. Zu guter Letzt werden nicht mehr genutzte Steinbrüche renaturiert.

Engel & Völkers Schleswig-Holstein: Welche Entwicklungen sehen Sie in der Zukunft für historische Baustoffe und deren Verwendung in Bauprojekten?

Uwe Gostomsky: In der Zukunft erwarten wir eine verstärkte Wertschätzung und Nutzung historischer Baustoffe in Bauprojekten. Diese Entwicklung wird durch eine wachsende Sensibilität für Nachhaltigkeit und den Erhalt kulturellen Erbes getrieben sein.

Darüber hinaus werden wir auch eine vermehrte Integration historischer Baustoffe in moderne Architekturprojekte erleben. Designer und Architekten werden verstärkt nach Möglichkeiten suchen, historische Elemente in zeitgenössische Bauwerke zu integrieren, um einen einzigartigen ästhetischen Reiz zu erzeugen und gleichzeitig eine Verbindung zur Vergangenheit herzustellen.

Engel & Völkers Schleswig-Holstein: Was war bisher Ihr persönliches Highlight in der Arbeit mit diesen historischen Materialien? Ein bestimmtes Projekt oder vielleicht ein ganz besonderer Baustoff, den Sie „gerettet“ und verarbeitet haben?

Uwe Gostomsky: Ich würde sagen: es gibt nicht das „eine Highlight“, sondern die Gesamtheit stellt das Highlight dar, der Umgang mit den Kunden, durch Europa zu reisen und ständig Ausschau zu halten nach verborgenen Plätzen, um die schönen Dinge zu finden, um sie anschließend an unserem Platz aufzuarbeiten und sie schließlich im späteren Neubauprojekt wiederzufinden.

Engel & Völkers Schleswig-Holstein: Herzlichen Dank, lieber Herr Gostomsky, und weiterhin viel Erfolg!

Sölstiin-Persch GmbH & Co. KG
An der B5 Nr.11
25920 Risum-Lindholm
Email: info@soelstiin.de
Telefon: +49 (0) 4661 - 5111
www.sölstiin.de/
Öffnungszeiten:
Montag – Freitag 9:00 bis 17:00 Uhr