Engel & Völkers
  • 8 Min. Lesezeit
  • 24.06.2022

Solarthermie nachrüsten im Bestandsbau

Umweltschonend und zudem wirtschaftlich interessant kann es für Immobilieneigentümer sein, wenn sie eine Solarthermie nachrüsten. Je nach vorhandener Heizungsanlage und unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten unterstützt eine Solarthermie die Heizung oder die Warmwasserversorgung tatkräftig. Was im Neubau längst Standard ist, lohnt sich aufgrund steigender Energiekosten und attraktiver Fördermittel genauso bei der Altbausanierung. Dabei unterstützt der Staat Immobilieneigentümer mit bis zu 35 Prozent des Anschaffungspreises. Wann es sich rechnet, eine Solarthermie nachträglich einzubauen und was vor der Anschaffung zu beachten ist, erfahren Sie in unserem Ratgeber.

Was ist eine Solarthermie? 

Die Solarthermie ist eine Anlage zur Wärmeerzeugung mithilfe von Sonnenenergie. Üblicherweise besteht sie aus einer Kollektorfläche auf dem Dach, einem Warmwasserspeicher oder einem größeren Heizwasserspeicher und einem Rohrnetz mit Pumpe und Solarregler. Die Solarthermie unterscheidet sich von einer Photovoltaikanlage in ihrer Funktion. Während die Photovoltaikanlage die Sonnenstrahlen in Strom umwandelt und in Batterien speichert, wärmt die Solarthermie mithilfe eines Wärmetauschers Wasser im Pufferspeicher auf bis zu 95 Grad Celsius auf. Dieses kann zur Versorgung von Bad und Küche mit Warmwasser oder als Heizungsunterstützung dienen. Die Leistungsfähigkeit und Kosten einer Solarthermie hängen von folgenden Faktoren ab:

  • Art der Kollektoren: Flachkollektoren oder Vakuumröhrenkollektoren

  • Kollektorfläche: Röhrenkollektoren haben weniger Platzbedarf als Flachkollektoren 

  • Größe des Wärmespeichers (Anzahl Personen, nur für Warmwasser oder auch als Heizung)

  • Rohrinstallation ist beim Nachrüsten zumeist teurer als beim Neubau

Wann lohnt es sich, eine Solarthermie nachzurüsten?

Aufgrund der Wetterverhältnisse in Deutschland verwenden die meisten eine Solarthermie als Hybridheizung in Kombination mit einer zweiten Heizungsart. Dabei kann es sich um eine klassische Kombination mit einer Gasheizung handeln. Hierbei zeigt die Solarthermie ihre ganze Stärke. Denn gerade die Heizungen mit fossilen Energien weisen das höchste Einsparpotenzial auf. Während die Preise für fossile Brennstoffe stetig steigen, bleibt die Solarenergie auch in Zukunft kostenlos. 

In Verbindung mit einer Pelletheizung oder Wärmepumpe bildet die Solarthermie eine sogenannte EE-Hybridheizung. Dabei handelt es sich um eine Verbindung aus zwei Heizungsarten auf Basis erneuerbarer Energien. Hier ergänzt die Solarthermie die bereits umweltfreundliche Heizungsanlage und sorgt für noch mehr Unabhängigkeit gegenüber steigenden Energiepreisen und deren Anbietern. Darüber hinaus schont die verminderte Nutzung vor allem im Sommer die bisherige Heizungsanlage, was deren Lebensdauer verlängert. Verliert eine in die Jahre gekommene Heizung an Leistung, kann das Nachrüsten einer Solarthermie einen Austausch noch lange hinauszögern. Nicht zu vergessen ist der Umweltaspekt, denn Sonnenenergie erzeugt kein CO2. Sind die Voraussetzungen für die Kollektoren am Standort gut bis optimal, lohnt es sich daher fast immer, eine Solarthermie nachzurüsten.

Technische Ausstattung: Welche Solarthermie eignet sich für wen am besten?

Üblicherweise nutzen Immobilieneigentümer zwei verschiedene Arten der Solarthermie. Zum einen kann die Solaranlage ausschließlich der Warmwasserversorgung im Haus dienen. Dies bietet den Vorteil, dass die Heizungsanlage im Sommer ausgeschaltet bleibt. Das schont die Heizungstechnik ebenso wie den Geldbeutel. Dafür übernimmt die Solarthermie die Erwärmung des Wassers mit kostenloser Sonnenenergie. Darüber hinaus gibt es Solaranlagen, die zusätzlich die Heizung unterstützen und dementsprechend größer ausgelegt sind. Hierfür muss ausreichend Dachfläche am besten in voller Sonne vorhanden sein.

Bei den Kollektoren haben Immobilieneigentümer ebenfalls die Wahl. Standard sind Flachkollektoren, die mit einem günstigen Anschaffungspreis punkten. Alternativ sind Röhrenkollektoren mit Vakuum immer dann die erste Wahl, wenn es auf Effizienz und Platzersparnis ankommt. Der Solarregler sorgt für eine optimale Nutzung der Sonnenenergie. Reicht diese nicht aus, schaltet er die konventionelle Heizung dazu.

Was ist bei der Auswahl einer Solarthermie zu beachten?

Die Kosten zum Nachrüsten einer Solarthermie liegen bei einer Heizungsunterstützung höher als bei einer reinen Warmwasserversorgung. Das liegt daran, dass eine größere Kollektorfläche und ein geräumiger Heizwasserspeicher erforderlich sind. Hinzu kommen gegebenenfalls Umbauarbeiten und Rohrverlegungen, die sich finanziell bemerkbar machen. Darüber hinaus sollten Sanierer auch erwägen, dass zwar die Sonnenenergie gratis ist, es dennoch Unterhaltskosten für die Solarthermie gibt. Die Pumpe benötigt Strom, die Kollektoren und der Regler hin und wieder eine Wartung und dazu kommen noch die Ausgaben für die Versicherung. Je nach Art der Solarthermie, Anzahl der Bewohner und deren Heizgewohnheiten sowie der Ausrichtung des Daches amortisiert sich die Anlage im Schnitt innerhalb von 14 bis 20 Jahren. Bei der aktuellen Entwicklung mit schnell steigenden Rohstoffpreisen und einer jährlich höheren CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe rechnet sich eine Solarthermie zur Unterstützung einer Öl- oder Gasheizung in Zukunft vermutlich signifikant schneller. Wie groß die Kollektorfläche und der Wasserspeicher sein sollten und was die beiden Arten der Solarthermie kosten können, zeigt die Übersicht:

Solarthermie zur Heizungsunterstützung:

Größe der Kollektoren: Kollektoren benötigen eine Fläche von 1/10 der zu erwärmenden Wohnfläche (z.B. 150 qm beheizte Wohnfläche benötigt 15 qm für Kollektoren)

Größe des Wasserspeichers: 40 bis 50 Liter pro Quadratmeter der Fläche an Kollektoren

Mögliche Einsparungen: bis 30 % der Heizkosten, energetisch sanierte Gebäude sogar bis zu 50 %

Anschaffungskosten: zwischen 8.000 und 12.000 Euro

Solarthermie nur für Warmwasser:

Größe der Kollektoren: Je nach Art der Kollektoren 1 bis 1,5 qm pro Person für Warmwasser

Größe des Wasserspeichers: 60 bis 80 Liter pro Person

Mögliche Einsparungen: bis zu 60 % des Warmwasserbedarfs im Jahresdurchschnitt, im Sommer sind 100% möglich.

Anschaffungskosten: zwischen 3.000 und 6.000 Euro

Welche Voraussetzung benötigt eine Immobilie, um eine Solarthermie nachzurüsten?

Die Intensität der Sonneneinstrahlung ist entscheidend für die Effizienz einer Solarthermie. Optimal ist daher eine Ausrichtung der sonnigen Dachfläche nach Süden, und das ohne Beschattung durch Bäume oder benachbarte Gebäude. So erreichen Solarkollektoren ihre volle Wirkung, die bei 90 Prozent der Nennleistung liegen kann. Richtet sich das Dach nach Westen oder Osten aus, kann das die Sonneneinstrahlung bereits um bis zu 30 Prozent reduzieren. Ein Norddach genügt allenfalls zur Warmwasserversorgung im Sommer. Die Installationskosten sind relativ günstig, wenn eine Dachneigung von 30 bis 50 Grad vorhanden ist. Auf Flachdächern benötigen die Kollektoren ein zusätzliches Gestell, um die richtige Neigung zu erreichen. Diese Aufständerung hilft ebenso bei Pultdächern, deren Neigung zu flach ist. Heizungsunterstützungen sollen vor allem im Winter die volle Leistung erbringen. Daher empfiehlt es sich, die Sonnenkollektoren mit einem Neigungswinkel von 45 bis 70 Grad zu montieren. Da diese Solaranlagen ein höheres Potenzial aufweisen, genügt ihre Leistung im Sommer zur Warmwassererzeugung in jedem Fall. Gerade bei Altbauten ist darauf zu achten, dass das Dach im ordnungsgemäßen Zustand und tragfähig ist. Würden die Kollektoren das Dach überlasten, wäre eine vorzeitige Dachsanierung erforderlich. In diesen Fällen ist es zumeist nicht mehr lukrativ, eine Solarthermie nachzurüsten. Die besten Voraussetzungen zum Nachrüsten einer Solarthermie sind:

  • Schattenfreie Dachfläche in ausreichender Größe

  • Dachausrichtung nach Süden

  • Neigungswinkel für Warmwasser 30 bis 50 Grad, für Heizung 45 bis 70 Grad

  • Schrägdach, ansonsten mit Aufständerung

  • Platz im Haus für den Pufferspeicher mit 300 bis 1.000 Liter

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um eine Solarthermie zu installieren?

Der beste Zeitpunkt, um eine Solarthermie nachzurüsten, sind die Sommermonate. Im Frühjahr oder Herbst geht es ebenfalls, sofern die Temperaturen entsprechend hoch sind. Da die Solarthermie mit der bestehenden Heizung verbunden werden muss, schalten die Installateure die Heizung und Warmwasserversorgung vorübergehend ab. Bei kalten Temperaturen im Winter wäre dies unangenehm. Zudem sollte das Dach für die Montage der Kollektoren schneefrei und möglichst trocken sein. Das verkürzt das Zeitfenster für die eine mögliche Installation von Solaranlagen. Daher haben viele Heizungsbetriebe während der warmen Monate längere Wartezeiten. Aus diesem Grund sollten die Förderanträge frühzeitig eingereicht werden, damit anschließend eine Bestellung zum geeigneten Zeitpunkt möglich ist.

Solarthermie nachrüsten: Welche Förderungen gibt es?

Die Bundesförderung effiziente Gebäude, kurz BEG, unterstützt Hauseigentümer dabei, die bestehende Heizung mit einer Solarthermie nachzurüsten. Bis zu 30 Prozent der kompletten Anschaffungskosten sind erstattungsfähig. Die Höchstgrenze liegt bei 60.000 Euro für Einzelmaßnahmen und damit 18.000 Euro maximale Förderhöhe, was bei einer Solarthermie immer ausreicht. Darüber hinaus erhalten Sanierer im Rahmen eines individuellen Sanierungsfahrplans (iFSP) zusätzliche fünf Prozent. In jedem Fall muss die Antragstellung und Genehmigung vor Vertragsunterschrift beim Installateur und Beginn der Maßnahme erfolgen. Wahlweise gibt es im Rahmen der BEG EM einen Zuschuss oder einen Förderkredit mit Tilgungszuschuss.

Einige Bundesländer bieten zusätzliche Förderprogramme an. Ein Beispiel hierfür ist das “progres.nrw“. Die Förderung kann bis zu 90 Euro pro Quadratmeter Kollektorfläche betragen und ist sowohl für eine Solarthermie zur Warmwassererzeugung als auch zur Heizungsunterstützung gleich. Diese Förderung kann zusätzlich zur BEG-Förderung beantragt werden, sofern die Kollektorfläche mindestens vier Quadratmeter beträgt. Immobilieneigentümer können so eine Gesamtförderquote von maximal 60 Prozent erreichen. Neben den Bundesländern bieten einige Städte oder Gemeinden Fördermittel für die Nachrüstung einer Solarthermie an. Mögliche Förderprogramme sind beispielsweise:

  • BEG EM Zuschuss bei der BAFA: Nachrüsten einer Solarthermie 30 %

  • BEG EM Kredit KfW 262: Günstiger Förderkredit mit 30 % Tilgungszuschuss

  • iSFP-Zuschuss: 5 % extra im Rahmen eines Sanierungsfahrplans

  • Regionale Förderprogramme der Länder, Städte und Gemeinden

Die Solarthermie – ein Schritt in eine unabhängigere Zukunft?

Sind die baulichen Voraussetzungen gegeben, lohnt es sich fast immer, eine Solarthermie im Altbau oder Bestandsbau nachzurüsten. Ob ganzjährig zur Warmwasserversorgung oder zusätzlich im Winter zur Unterstützung der bisherigen Heizung, ist eine Frage der verfügbaren Dachfläche und des Investitionsumfangs. Mit der aktuellen Bundesförderung effizienter Gebäude reduzieren sich die Anschaffungskosten um 30 Prozent der Gesamtkosten für eine Solarthermie. Je größer der Warmwasser- oder Heizungsbedarf ist, desto rentabler präsentiert sich eine nachgerüstete Solarthermie. Als Hybrid mit einer Gasheizung amortisiert sich die Solarthermie vermutlich am schnellsten. Die CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe soll Jahr für Jahr steigen und die Energiekosten damit deutlich erhöhen. Hinzu kommt die Abhängigkeit vom Weltmarkt und der Tatsache, dass fossile Energien limitiert sind. Weitere Preissteigerungen für Erdgas machen die Solarthermie in Zukunft noch attraktiver. Selbst in Verbindung mit einer Pelletheizung oder einer Wärmepumpe kann die stets kostenfreie Sonnenenergie noch punkten. Sie ist der einzige Energieträger, der unabhängig von Politik oder Energieversorgern stets für alle gleichermaßen verfügbar ist. Damit ist die Solarthermie sicher eine der aussichtsreichen Heizungsarten mit Zukunft.

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