- 4 min. Lesezeit
- 03.02.2025
- von Steffi Kammerer
Einmal Cowboy sein – Dunton Hot Springs in Colorado

Ausgabe
01/25
Ort
Colorado, USA
Fotografie
Jack Richmond
In Dunton Hot Springs trifft Wildwest-Romantik mit Lagerfeuer und Fliegenfischen auf größtmöglichen Komfort. Ein unvergesslicher Besuch in einer einstigen Geisterstadt in den Rocky Mountains.
Inhaltsverzeichnis
Wie ein Zufall zum Projekt wurde
Willkommen im Dunton Hot Springs Resort
Vom Wilden Westen zur Wellness-Oase
Alte Hütten, neue Geschichten
Ein Ort, an dem Stars ganz privat bleiben
Wie ein Zufall zum Projekt wurde
Am Anfang stand ein verregneter Morgen in Telluride, Colorado, im Januar 1994. Christoph Henkel hatte sich am Vortag auf einer Buckelpiste eine Rippe angeknackst, Skifahren fiel erst mal aus. Er und sein damaliger Geschäftspartner entschieden, einen kurzen Roadtrip zu machen, jemand hatte erzählt, eine heiße Quelle sei zu verkaufen, etwa zwei Stunden südwestlich, tief im Gebirge. „Als wir ankamen, sind wir fast umgefallen“, erzählt Henkel. Die heißen Quellen waren nicht heiß, beide standen bis zu den Knien in Murmeltier-Exkrementen, ringsherum halb eingestürzte Hütten, Türen baumelten im Wind, Fensterscheiben hatten Einschusslöcher. „Wir haben uns sofort in das alles verliebt. Nach einer Viertelstunde haben wir gesagt: Das müssen wir kaufen, irgendwas wird uns schon einfallen.“

Willkommen im Dunton Hot Springs Resort
Heute, 30 Jahre später, ist Dunton Hot Springs Mitglied der exklusiven Hotelvereinigung Relais & Châteaux. Aber schon bei der Anfahrt wird klar, dass dies kein Aufenthalt wie in anderen Fünf-Sterne-Häusern wird. Eine gute halbe Stunde geht es über eine staubige Piste in die Höhe, die Kurven verengen sich immer mehr, die Rückscheibe des Autos ist voll mit rotem Sand. Gäste schlafen in 14 liebevoll eingerichteten Blockhütten, einige so groß wie ausgewachsene Chalets, umgeben von 75 Hektar Land, das an den National Forest grenzt.

Vom Wilden Westen zur Wellness-Oase
Dunton Hot Springs ist auch ein Spiel, eine Zeitreise in eine Epoche von Aufbruch, voller Gefahren und Entbehrungen. Die Holzhäuser sind Zeugen der Mühsal, auf unwegsamen Wegen ist jeder Baumstamm per Pferdefuhrwerk durch die Berge transportiert worden, von Menschen, die von einem besseren Leben träumten. Und nun sind eben jene Holzhütten aufs Feinste ausgestattet, man kann den Mythos des Abenteuers spüren und sich bei Regenwalddusche und loderndem Kaminfeuer entspannen. Termine, Stress, alles ganz weit weg. Tags kann man Adler kreisen sehen, nachts die Sterne unwirklich klar.
In den 1880er-Jahren wurden im entlegenen Dunton Gold und Kupfer geschürft. An die 500 Menschen lebten hier, knapp vier Jahrzehnte später war das Tal verlassen, die Bewohner waren der Eisenbahn hinterhergezogen. Das riesige Gelände wurde Teil einer Rinderfarm, in den 70er-Jahren kamen Hippies, dann ein Wall-Street-Aussteiger und schließlich der Unternehmer Henkel, der mit Karl May in Düsseldorf aufgewachsen war. Im restaurierten Saloon stellt er sich an besonderen Abenden selbst hinter die Theke.

Alte Hütten, neue Geschichten
Dunton Hot Springs ist eine Liebeserklärung an den Wilden Westen, stilvoll bis ins Detail, ein Freilichtmuseum sollte es nie sein. Manche Gebäude standen ganz woanders, Henkel hat sie ein paar Hundert Meilen entfernt abgebaut und mit dem Lkw abgeholt. In Dunton hat er die Häuser so gruppiert, dass man sich gut zu Fuß bewegen kann. Jedes Stück Holz wurde nummeriert und wie in einem 3D-Puzzle wieder eingesetzt. Sieben Jahre habe es gedauert, bis alles stand, erzählt er. „Strom war das Einzige, was es schon gab, als wir ankamen, Wasser nicht, Abwasser schon gar nicht, Telefon auch nicht.“
Ein gutes Jahr nach dem Kauf lernte er Katrin Bellinger kennen, Kunstexpertin aus Köln; die Liebe war noch ganz frisch, als er sie mitnahm nach Dunton. Wasser holten sie im Eimer aus einer Quelle, es gab eine Hütte mit Plumpsklo, auf einer Wiese ganz oben in den Bergen hielt er um ihre Hand an. Bald bekamen sie zwei Söhne und zogen nach London; im Sommer und über Weihnachten sind sie bis heute in Colorado.


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Ein Ort, an dem Stars ganz privat bleiben
Das private Haus der Familie steht etwas abseits. Ein fünfstöckiger Turm aus Holz und Glas, der in den Baumwipfeln verschwindet. Ihn hat Annabelle Selldorf gebaut, allein das dürfte ein Grund für Architekturliebhaber sein, den Weg nach Dunton Hot Springs anzutreten. Die weltbekannte Architektin ist eine enge Freundin, Katrin Henkel, damals noch Bellinger, ging in Köln mit ihr zur Schule.
Jedes Jahr im August laden Henkels und die erwachsenen Söhne zu einem Barbecue ein, bei dem sich die Tische unter Bergen riesiger Steaks biegen. Da sitzen Farmer aus dem Nachbartal neben langjährigen Freunden aus Europa, dazwischen eine Oscar-Preisträgerin mit ihren Kindern und eine Sängerin, die auch jeder kennt. Beide ohne Bodyguards und ohne dass irgendwer sie belästigen würde. Die Schauspielerin, so viel sei verraten, sagt, Dunton sei einer ihrer Lieblingsorte, sie kommt regelmäßig und behält es für sich.

Aus einer spontanen Idee wird ein exklusiver Rückzugsort
2007 hat Christoph Henkel noch sehr viel mehr Land hinzugekauft, es liegt etwa vier Meilen den Fluss hinunter; an diesem Ort ließ er das Dunton River Camp entstehen. Es gibt acht luxuriöse Zelte, die von Juni bis Mitte Oktober belegt werden können. Kim Kardashian hat hier versucht, ihre Ehe mit Kanye West zu retten und zu diesem Zweck gleich das ganze Camp gebucht. Den Ort hat sie nie auf Social Media erwähnt, aber auf einem ihrer Posts war das Gmundner Geschirr zu sehen, das sie in Dunton verwenden. Wenig später kam eine Kiste aus Österreich, mit personalisiertem Geschirr für alle Henkels und einer Karte: „Vielen Dank für das Zusatzgeschäft.“
Christoph Henkel schüttelt den Kopf und lacht, wie so oft, wenn er über Dunton spricht. „Ich bin eigentlich ein rationaler Mensch, vielleicht war alles die Konstellation der Sterne“, sagt er. „Wenn man sein Leben vor sich sieht, denkt man, es ist eine Linie – wenn man zurückschaut, sieht es aus wie ein Teller Spaghetti. Und Dunton war eine dieser großen Kurven, die eigentlich überhaupt nicht passten, aber wo ich verrückt genug war und die Bandbreite hatte, es zu machen. Man muss auch ein bisschen stur sein und es durchziehen.“
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